Viele Stifte und Tuben zur Lippenpflege enthalten Stoffe aus Erdöl. Und manche davon könnten Krebs auslösen. Darauf weist die Zeitschrift „Öko-Test“ nach einem Test von 24 Produkten zur Lippenpflege hin.
In neun der Artikel fanden die Warentester Paraffine. In fast allen dieser Produkte stecken auch die sogenannten aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH). Diese wiederum können Stoffe enthalten, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Andere ebenfalls gefundene chemische Verbindungen wie MOSH und POSH, die im Mineralöl vorkommen, können sich zum Beispiel im Fettgewebe des Körpers und der Leber anreichern.
Ob in den Produkten auf Mineralöl basierende Stoffe stecken, erkennen Verbraucher an Namen wie Paraffinum Liquidum, Petrolatum, Polyethylene und Polybutene und Cera Microcristallina. Allerdings haben die Verbraucherschützer auch ein Produkt getestet, in dem MOAHs ohne eine entsprechende Deklaration von Paraffinen steckten.
Auch Stiftung Warentest warnte in den vergangenen Jahren immer wieder vor Lippenpflegeprodukten auf Mineralölbasis und riet Verbrauchern von den Präparaten ab. Der Wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU-Kommission (SCCS) schätze, dass Verbraucher im Schnitt rund sechsmal täglich Lippenprodukte auftragen und vollständig aufnehmen. Das entspreche 57 Milligramm Produkt. Im Vergleich zur Körperhaut ist die Lippenhaut deutlich dünner. Da auch Schweiß-und Talgdrüsen fehlen, neigen die Lippen eher dazu auszutrocknen.
Unter diesem Gesichtspunkt hatte Warentest im Februar Lippenpflegemittel auf schädliche Stoffe wie Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons (Moah), Mineral Oil Saturated Hydrocarbons (Mosh) und Polymer Oligomeric Saturated Hydrocarbons (Posh) untersucht. Diese Verbindungen basieren auf wahrscheinlich krebserregenden Erd- oder Mineralölen, sie können im Körper akkumulieren und werden nur langsam ausgeschieden. Außerdem wurde der UV-Schutz der Produkte analysiert.
Die gesundheitlichen Folgen dieser sogenannten Mosh, Moah und Posh sind noch nicht vollständig geklärt. Gesetzliche Grenzwerte gibt es nicht. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sieht allerdings schon die Menge an Mosh, die über Lebensmittel aufgenommen wird, kritisch.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schließe zumindest nicht aus, dass in MOAH krebserregende Verbindungen enthalten seien. Das BfR riet jedoch MOAH-Gehalte in Kosmetika vorsichtshalber auf „unvermeidbare Spurengehalte“ zu reduzieren.
Der Herstelleverband IKW gab jedoch Entwarnung und teilte mit, man könne die Kritik der Stiftung Warentest nicht nachvollziehen. Die MOAH-Mengen, die in den Produkten trotz Reinigung der Mineralöle noch enthalten sein könnten, seien unbedenklich. Alle gesetzlichen Anforderungen würden erfüllt, betonte der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW).
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