Zecken, unter anderem als Überträger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gefürchtet, sind immer häufiger ganzjährig aktiv. Dass nur die Zeit von April bis Oktober als Zecken-Saison gilt, scheine schon viele Jahre durch Fakten widerlegt zu sein, sagte der Leiter des Nationalen Referenzlabors beim Friedrich-Loeffler-Institut in Jena, Professor Dr. Jochen Süss. Untersuchungen im Herbst und Winter 2006/2007 hätten gezeigt, dass Zecken die ganze Zeit auf Wirtssuche waren. Als Ursache werde der mildere Winter gesehen. „Die Zecke kann sofort losmarschieren, wenn es wärmer wird als sieben Grad“, erklärte der Experte. Daher sei die klassische Winterruhe der Spinnentiere zurzeit nicht mehr gegeben.
Nach Meinung des Experten wird sich FSME in Deutschland weiter ausbreiten. Derzeit sei gefährliche Hirnhautentzündung zwar hauptsächlich in Süddeutschland verbreitet, doch gebe es immer wieder Einzelerkrankungen in sonst unbelasteten Regionen im Norden der Republik. Die Gründe für die Ausbreitung gen Norden seien noch nicht eindeutig geklärt, sagte Süss. Außer der Klimaerwärmung könnten auch Veränderungen im Ökosystem eine Rolle spielen. So sei ein geringerer Einsatz von Insektengiften und Pestiziden in der Landwirtschaft vorteilhaft für Zecken und deren Wirte.
Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte erst vor einigen Wochen drei neue Landkreise in Süddeutschland als FSME-Risikogebiete eingestuft. Insgesamt zählen in Deutschland 132 Kreise zu den Risikogebieten.
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