Trotz winterlicher Temperaturen sind die ersten Pollen von Hasel und Erle in der Luft – besonders im Rheingraben. Der milde Winter begünstigt den frühen Saisonstart, was für Allergiker eine Herausforderung darstellt. Expert:innen sehen darin eine Folge des Klimawandels.
Der Winter ist zwar noch lange nicht vorbei, doch die ersten Pollen sind in Baden-Württemberg bereits im Anflug. Besonders stark trifft es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) derzeit den Rheingraben von Basel über Freiburg und Karlsruhe bis nach Mannheim. In den kommenden Tagen könnten aber auch die Bodenseeregion und der Raum um Stuttgart betroffen sein, weil die Frühblüher wie Hasel und Erle begonnen haben, ihre Pollen zu verbreiten.
Vor allem für Allergiker kann das eine Herausforderung sein. Sie kämpfen bereits mit Symptomen wie Niesen, juckenden Augen und einer verstopften Nase. Laut DWD ist der frühe Beginn der Saison aber keine Seltenheit. „Das ist recht typisch“, sagt DWD-Experte Lothar Bock. Die Pollensaison beginne inzwischen oft schon im Januar oder Februar, in sehr milden Wintern sogar bereits im Dezember.
Dabei hat der Pollenflug in Deutschland wegen der niedrigen Temperaturen deutlich gemäßigter begonnen als in den beiden Vorjahren, wie die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) in Berlin mitteilt. „Es ist zu kalt.“ Die ersten Pollen von Hasel und Purpurerle seien aber auch schon vor Weihnachten unterwegs gewesen.
Allergikerinnen und Allergikern können sich auf der Website des PID über die aktuelle Wochenpollenvorhersage informieren. Der Deutsche Wetterdienst bietet eine tägliche Pollenbelastungsvorhersage.
Früher galten die Wintermonate als Verschnaufpause für Allergiker. Mittlerweile beobachten Fachleute, dass sich wegen des Klimawandels beinahe die Zeiten überschneiden, in denen die letzten Pollen der Vorsaison verschwinden und die ersten der neuen Saison auftauchen.
Einer Befragung des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge, die allerdings bereits von 2008 bis 2011 stattfand, leiden rund 15 Prozent der Deutschen an Heuschnupfen, knapp neun Prozent an Asthma bronchiale. Während bei Heuschnupfen die oberen Atemwege in Mitleidenschaft gezogen sind, ist es bei Asthma die Lunge: Betroffene haben zum Beispiel Anfälle von Atemnot.
Dem RKI zufolge hat die Häufigkeit allergischer Erkrankungen seit den 1970er Jahren in Ländern mit westlichem Lebensstil stark zugenommen und sich auf einem hohen Niveau stabilisiert. Die Häufigkeit von Asthma steige weiter an.
Pollen sind mikroskopisch kleine Blütenstaubpartikel, die von wind- oder insektenbestäubten Pflanzen wie Bäumen, Gräsern und Kräutern zur generativen Vermehrung freigesetzt werden. Sie gehören zu den häufigsten aeroallergenen Auslösern und können bei sensibilisierten Personen allergische Rhinitis sowie weitere atopische Reaktionen hervorrufen. Typische Symptome umfassen Rhinokonjunktivitis, Niesreiz, nasale Obstruktion sowie in schwereren Fällen bronchiale Hyperreagibilität bis hin zu asthmatischen Beschwerden.
Neben einer geeigneten Dauermedikation oder einer Hyposensibilisierung empfehlen Expert:innen Betroffenen, den Kontakt mit Pollen so weit wie möglich zu vermeiden. Dazu sollten sie Fenster geschlossen halten, vor dem Schlafengehen die Haare waschen und getragene Kleidung außerhalb des Schlafzimmers lagern. Auch mechanische Barrieren wie Pollenschutzgitter an Fenstern können helfen, Pollen aus der Wohnung fernzuhalten.