Nahe einem ehemaligen Medizininstitut aus der NS-Zeit in Berlin sind erneut menschliche Knochen in der Erde entdeckt worden. Archäologen fanden zwischen Mitte Juli und Mitte August auf dem heutigen Gelände der Freien Universität (FU) in Dahlem eine größere Menge Knochen.
Wie die FU mitteilte, lagen in der Grube auch Teile eines nachgeformten menschlichen Körpers aus Gips sowie beschriftete runde Marken. Den Angaben nach gehen die Forscher davon aus, dass die Knochen zumindest teilweise aus Skelettsammlungen stammen.
Einen ähnlichen Fund hatte es bereits 2014 am gleichen Ort gegeben. Damals waren Bauarbeiter zufällig auf Knochen gestoßen. Sie wurden damals ohne tiefergehende Untersuchungen eingeäschert, was für Kritik sorgte. Der aktuelle Fund biete eine neue Chance, der Herkunft der Knochen nachzugehen, hieß es nun.
Bislang wird ein Zusammenhang mit dem nahegelegenen Gebäude vermutet, wo sich bis 1945 das Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI) für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik befand. Dort wurden Leichenteile untersucht, die der KZ-Arzt Josef Mengele aus dem Vernichtungslager Auschwitz nach Berlin schickte. Nach Kriegsende wurde das KWI nicht weitergeführt, Teile gingen in die Max-Planck-Gesellschaft über.
Der aktuelle Fund umfasst den Angaben zufolge zahlreiche zerbrochene Schädelknochen, Zähne, Wirbel und Langknochen von Erwachsenen und Kindern. Für die Grabungen vor Ort hatte sich eine 2015 gegründete Arbeitsgruppe ausgesprochen. Die Gruppe haben FU, Berliner Landesdenkmalamt und Max-Planck-Gesellschaft eingerichtet. Sie stehe in Austausch mit Opferverbänden, hieß es.
Die Knochen sollen nun auf ihr Alter und das Geschlecht der Menschen untersucht werden – Ergebnisse sind laut FU frühestens Ende des Jahres zu erwarten. In dem Gebäude befand sich nach Angaben der FU bis 1945 auch eine Sammlung menschlicher Gebeine aus kolonialen Zeiten.
Inzwischen sind im ehemaligen KWI Teile des Otto-Suhr-Instituts der FU untergebracht. Eine Gedenktafel erinnert an die NS-Verbrechen.
APOTHEKE ADHOC Debatte