Im RTL-Morgenmagazin wurde am Mittwoch über Schmerzmittel und deren Nebenwirkungen gesprochen. Was einer Inhaberin aus Sachsen besonders negativ auffiel, war der Satz: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt oder noch besser ihr RTL.“ Seit wann ein TV-Sender nun auch noch Gesundheitsexperte sei, fragt sich die Apothekerin. „Das ist für mich klares Apotheken-Bashing.“
Die Anmoderation des Themas „Schmerzmittel“ durch RTL-Moderator Jan Malte Andresen startete salopp: „Haste mal ne Ibu oder ne Para?“ Allein die Vergabe von Kosenamen für schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen und Paracetamol würde zeigen, wie selbstverständlich der Griff zu solchen Mitteln für viele Menschen sei. „Nicht alle Tabletten ergeben auch bei allen Beschwerden Sinn“, hieß es weiter. Was dann folgte, verärgerte eine sächsische Inhaberin, die zufällig die Sendung sah: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt, oder noch besser ihr RTL.“
Apotheken wurden in der Anmoderation erst gar nicht erwähnt: „Es nimmt überhand, wie wenig wir wertgeschätzt werden“, ärgert sich die Apothekerin. „Seit wann sind die RTL-Mitarbeiter plötzlich Gesundheitsexperten?“, fragt sie. Aber damit nicht genug: „Nachdem in der Reportage erklärt wird, wie die einzelnen Wirkstoffe eingesetzt werden können, spricht der Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht auch über Nebenwirkungen“, berichtet sie. Anschließend folgte ein Hinweis, „der dem Fass den Boden ausschlägt“, so die Inhaberin. „Wer längere Zeit auf Schmerzmittel angewiesen ist, sollte zusätzlich einen Magenschutz einnehmen“, hieß es in der Reportage.
Geeignet sei beispielsweise Pantoprazol: „So verhindert man lästige Nebenwirkungen, wie Magenschleimhautentzündungen“, erklärte das Morgenmagazin. Protonenpumpeninhibitoren (PPI) wie Pantoprazol werden im Zusammenhang mit nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) aus Sicht von Gastroenterologen jedoch zu häufig verordnet. Auch die Inhaberin ist entsetzt über diese pauschale Aussage. „Die Zielgruppe für PPI ist klar definiert und Verordnungen sollten nicht ohne Indikation erfolgen.“ Laut Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) gehören Patient:innen mit einer gastroösophagealen Refluxkrankheit oder mit einer eosinophilen Ösophagitis jeden Alters zur Zielgruppe.
PPI sollen demnach bei NSAR-Gabe als Ulkusprophylaxe nicht standardmäßig mitverschrieben werden, sondern nur dann, wenn Risikofaktoren vorliegen, sind sich Gastroenterologen einig. Auch ein höheres Lebensalter des Patienten (über 60 Jahre) als alleiniger Risikofaktor rechtfertigt den PPI-Einsatz nicht. „In der Regel werden PPI zwar gut vertragen, aber das Risiko für Nebenwirkungen besteht auch“, so die Inhaberin. „In der Apotheke gehört es zu unseren Aufgaben, die dauerhafte Einnahme von PPI zu hinterfragen.“
Das in Formaten wie dem RTL-Frühmagazin dann die Einnahme pauschalisiert werde, zeige in ihren Augen, wie sehr die Apotheken außen vor seien. „Das ist eine Fehlinformation, die da verbreitet wurde“, ärgert sie sich. Und als wäre das nicht genug: „Im Anschluss wurde dann auch noch eine Werbung der Shop-Apotheke ausgespielt.“ Das würde die geringe Wertschätzung der Apotheken vor Ort zusätzlich unterstreichen.
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