Forschung

Vorwürfe gegen Stammzell-Pionier

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Der Einsatz von adulten Stammzellen bei Herzinfarkt-Patienten hat große Hoffnungen geweckt. Dem Pionier dieses Verfahrens, der renommierte Herzspezialist Professor Dr. Bodo- Eckehard Strauer, wird nun vorgeworfen, bei der Behandlung von Patienten mit adulten Stammzellen wissenschaftlich nicht einwandfrei gearbeitet zu haben. „Das ist alles absurd“, heißt es in einer Stellungnahme Strauers.

Strauer war bis zu seiner Emeritierung 2009 mehr als 20 Jahre Leiter der Kardiologie an der Uni-Klinik Düsseldorf. 2001 hatte er weltweit zum ersten Mal einen Herzinfarktpatienten mit Stammzellen aus dessen Knochenmark behandelt. Dem Patienten waren die Zellen in das kranke Herz gespritzt worden. Die Uniklinik hatte vor wenigen Tagen ohne Nennung eines Namens mitgeteilt, dass „Anhaltspunkte auf ein mögliches wissenschaftliches Fehlverhalten“ vorlägen.

Strauer vermutete eine Kampagne von Befürwortern der embryonalen Stammzellforschung. „Meine Suche nach einer ungefährlichen und ethisch einwandfreien Behandlungsmethode droht der embryonalen Stammzellenforschung ein Milliardengeschäft zu verderben“, sagte er. „Nur so kann ich mir erklären, dass höchst lebendige Patienten von meinen Gegnern für tot erklärt werden, dass behauptet wird, es habe keine Tierversuche gegeben und dass meine Patienten nicht sorgfältig aufgeklärt worden seien.“

Der Göttinger Herzspezialist und Stammzellenexperte Professor Dr. Gerd Hasenfuß äußerte sich verwundert über die Verdächtigungen gegen Strauer. Mittlerweile seien weltweit rund 3000 Herzinfarkt-Patienten mit adulten Stammzellen behandelt worden, sagte er. Es gebe mindestens 100 Studien mit völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Auch mit EU-Geldern werde eine große Studie finanziert.

Erwiesen sei inzwischen, dass sich die Knochenmarkzellen nicht in Herzzellen umwandelten, wie man es vermutet hatte. Möglicherweise setzten die gespritzten Zellen aber Botenstoffe frei oder stimulierten andere Zellen, so dass der Heileffekt verbessert werde. Bei Strauers Studie habe es aber anfangs nur wenige Patienten gegeben. Zudem habe er auf aussagekräftigere sogenannte verblindete Placebo-Kontrollen verzichtet. „Das wusste man aber von Anfang an“, sagte Hasenfuß.

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