Forschungsprojekt Alterskrankheiten dpa, 19.09.2016 12:10 Uhr
Brandenburg will die Forschung an Alterskrankheiten mit einem groß angelegten Projekt voranbringen – dem Gesundheitscampus. Daran sollen sich mehrere Universitäten, Hochschulen und außeruniversitäre Einrichtungen beteiligen. Das vom Kabinett kürzlich beschlossene Konzept für den Campus veröffentlichte der Landtag jetzt auf seiner Internetseite.
Ziel ist es unter anderem, die Aus- und Weiterbildung von Ärzten und Naturwissenschaftlern zu verbessern, die medizinische und pflegerische Versorgung der Brandenburger zu sichern sowie Wissenschaft und Forschung zu stärken. In den Campus sollen auch zahlreiche Kliniken eingebunden werden.
Mit dem Großprojekt reagiert das Land auch auf den steigenden Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung. Damit verbunden ist ein wachsender Aufwand für Pflege und Rehabilitation. So wird für den Zeitraum von 2013 bis 2040 eine Zunahme der Pflegebedürftigen in der Mark um annähernd 70 Prozent vorhergesagt. Bei den Demenzerkrankungen wird von 2009 bis 2030 mit einem Anstieg um 99,5 Prozent gerechnet. Zudem wird erwartet, dass chronische Erkrankungen wie Arthrose und Diabetes zunehmen werden.
Um die Qualität der Pflegeleistungen stabil zu halten, sei ein Personalzuwachs bis 2040 von annähernd 85 Prozent erforderlich, heißt es in dem Konzept. Es bestehe akuter Forschungsbedarf, wie die Versorgung bei einer abnehmenden Gesamtbevölkerung gesichert werden könne. Auch fehlten noch gesicherte Forschungsergebnisse, weshalb in Brandenburg die Zahl der Schwerbehinderten in den letzten Jahren gestiegen sei.
Grundlage des Konzepts ist ein Landtagsbeschluss vom Juni 2015, nachdem der Campus bis 2019 entstehen soll. Bereits im vergangenen Jahr öffnete in Potsdam eine Geschäftsstelle, 2017 sollen die ersten Forschungsprojekte starten und ein Jahr später die ersten von mindestens zwölf neuen Professoren berufen werden.
Für 2017 und 2018 sollen dafür insgesamt rund 5,6 Millionen Euro ausgegeben werden, ab 2019 jährlich fünf Millionen Euro. Als Kooperationspartner sind unter anderem Brandenburger Einrichtungen des Fraunhofer Instituts, des Helmholtz-Zentrums Geesthacht, des Leibniz-Instituts und des Max-Planck-Instituts vorgesehen.
Zunächst soll in einer zweijährigen Pilotphase ein hochschulübergreifendes Netzwerk entstehen. Trägerhochschulen sind die Universität Potsdam, die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg und die Medizinische Hochschule Brandenburg. Dazu sollen eine gemeinsame Promotions- und Habilitationsordnung sowie ein Konzept für den wissenschaftlichen Nachwuchs erarbeitet werden. Mit dem Thema „Medizin und Gesundheit des Alterns“ sollen sich ein oder mehrere Forschungsschwerpunkte befassen, die zwei Jahre lang speziell gefördert werden.
In der anschließenden Aufbauphase soll eine gemeinsame Einrichtung der Partner nach dem Brandenburgischen Hochschulgesetz ins Leben gerufen werden. Angestrebt wird die Gründung eines gemeinsamen staatlichen Fachbereichs für Gesundheits- und Medizinwissenschaften.
Dieser könne laut Konzept der Landesregierung in der Gründungsphase des Gesundheitscamps zunächst virtuell oder an einem vereinbarten Standort entstehen. Details dazu sollen in den nächsten Monaten mit den Trägerhochschulen erarbeitet werden.
Ein weiteres Ziel ist es, gemeinsam Drittmittel für die Forschung einzuwerben. Für den Forschungsverbund sollen auch Kooperationsverträge mit außeruniversitären Einrichtungen und weiteren Hochschulen – auch internationalen – abgeschlossen werden.