Hanan Kabour ist Apothekerin aus Damaskus. Seit April absolviert sie ihr Praktisches Jahr (PJ) in der Wir-leben-Apotheke in Lüneburg. Im Sommer steht das dritte Staatsexamen an, das sie benötigt, um in Deutschland mit ihrem syrischen Abschluss als Apothekerin arbeiten zu dürfen.
Kabour hat sich gut in Deutschland eingelebt. „Mir geht es sehr gut“, sagt sie. Die Arbeit in der Apotheke falle ihr inzwischen deutlich leichter. Sie arbeite selbstständiger und sei sicherer im Kundengespräch, das hätten auch die Kollegen gemerkt. „Es ist nicht einfach, aber einfacher“, betont sie. Mit der Homöopathie-Beratung habe sie allerdings noch Schwierigkeiten: „In diesem Bereich brauche ich eine Fortbildung.“
Doch im Moment muss sie andere Themengebiete dringender vertiefen: Für das Staatsexamen lernt sie deutsches Recht und übt Beratungsszenarien. Das geht nur am Wochenende, wenn sie nicht arbeiten muss. „Ich habe zwar meine Stunden reduziert, aber trotzdem komme ich unter der Woche nicht zum Lernen.“
Kabour hat bereits im September den ersten Teil ihres PJ-begleitenden Blockunterrichts in Hamburg absolviert. Inzwischen hat sie aber erfahren, dass sie vor der Apothekerkammer Niedersachsen ihr Examen ablegen muss. „Ich dachte, ich könnte das in Hamburg machen“, sagt sie. Nun bemüht sie sich, den zweiten Unterrichtsblock im Januar in Hannover belegen zu können.
Ende März endet ihr PJ bei der Wir-leben-Apotheke. „Die Zeit vergeht so schnell“, sagt Kabour. Um sich intensiv auf ihr Examen vorzubereiten, will sie dann etwa drei Monate lang lernen. Nach dem Examen möchte sie in die Apotheke zurück – wenn sie besteht, soll sie übernommen werden. „Das wäre sehr schön“, sagt sie.
In Lüneburg fühlt sie sich weiterhin wohl. Dennoch hat sie auch Heimweh. „Die Situation in Syrien ist überhaupt nicht gut. Aber ich vermisse das Land“, sagt sie. Kabour hat Verwandte und Freunde, die immer noch dort wohnen und mit denen sie Kontakt hält. „Sie haben sich mit der Lage arrangiert. Es ist ja auch keine leichte Entscheidung, die Heimat zu verlassen“, sagt sie.
Fremdenfeindlichkeit hat sie in Lüneburg nicht erlebt. „Natürlich gibt es auch unfreundliche Kunden – aber die sind zu keinem Kollegen nett“, sagt Kabour. Hin und wieder wird sie auf ihren Akzent angesprochen und gefragt, ob sie aus Frankreich ist. Dann antwortet sie, dass sie aus Syrien stammt. Darauf komme keine besondere Reaktion, berichtet sie. „Ich fühle mich nicht fremd.“
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