Real-Pleite

Flashmob: Warteschlange soll Apotheke retten

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Berlin -

Nachdem die Supermarktkette Real im September des vergangenen Jahres Insolvenz anmelden musste, sollen Ende März weitere 45 Märkte geschlossen werden. Das hat teilweise bittere Folgen für die Apotheken, die ebenfalls in diesen Centern sitzen, sowie alle anderen Geschäfte, die deutlich von der Laufkundschaft profitierten. Nicht alle wollen dieses Schicksal einfach hinnehmen: Die Kreuz-Apotheke im Müggelpark Gosen beteiligt sich deswegen an einem sogenannten „Einkaufsflashmob“ mit dem Motto: „Wir retten den Müggelpark“. Inhaber Jörg Brinckmann erhofft sich so etwas „Rückenwind“.

Im Einkaufszentrum Müggelpark kam es in den vergangenen Monaten zu zunehmenden Leerständen. Nun soll auch der größte Mieter „Mein Real“ zum 1. April verschwinden. Das Problem: Der Mietvertrag war mit der Apotheke gekoppelt, sodass er nun erneuert werden muss, um die Apotheke als Mieter im Müggelpark zu halten: „Mein Mietvertrag wurde gekündigt, da wir Untermieter von Real sind“, so Brinckmann. Der Einkaufsmarkt sei ein guter Frequenzbringer: „Wenn im April ab 16 Uhr niemand mehr in die Apotheke kommt, müssen wir uns was überlegen und eventuell die Öffnungszeiten kürzen.“

Er blickt trotzdem optimistisch in die Zukunft: „Der Bürgermeister hat mich deswegen schon kontaktiert und bekräftigt, dass die Apotheke bleiben soll. Ich lasse alles ein wenig auf mich zukommen“, so der Apotheker, der etwa 20 km weiter noch eine Filiale hat. „Ich habe schon mit meinem Team gesprochen, wir werden eine Lösung finden, in der Filiale gibt es auch genug zu tun“, so der Approbierte.

Um den Müggelpark zu retten, hat Anja Grabs, Gemeindevertreterin in Gosen-Neu Zittau für Bündnis 90/Die Grünen, die Flashmob-Aktion initiiert: „Um den verbleibenden Mietern Hoffnung zu geben, veranstalten wir – je nachdem wie es läuft – einmal pro Monat einen Einkaufsflashmob. Mit möglichst langen Schlangen vorm Geschäft setzen wir ein Zeichen: Unser Müggelpark muss bleiben!“ Denn: „Sobald Real raus ist, werden es alle Geschäfte im Müggelpark schwer haben, schwarze Zahlen zu schreiben. Als Ankermieter trägt die Filiale aktuell zu einem allgemeinen Besucherstrom im Müggelpark bei“, so Grabs.

Veranstaltet wird der erste sogenannte Buykott (das Gegenteil von Boykott) am Samstag, den 27. Januar. „Wir besuchen die Apotheke in brandenburgischen Gosen“, heißt es in der Aufforderung zur Teilnahme. In der Zeit von 13 bis 14 Uhr soll eine möglichst lange Schlange gebildet werden: „Unser Ziel ist es, optisch ein Zeichen zu setzen. Unsere Apotheke muss bleiben“, so Grabs. Auch Schilder seien willkommen. „Fotos von der Schlange werden gemacht und anschließend auch veröffentlicht.“ Wer aktuell keine Medikamente benötige, könne Gummibärchen, Kuscheltiere, Bonbons, Handcreme, Pflaster und vieles mehr erwerben, appelliert sie.

Um die Einhaltung von Abstandsregeln bittet die Grünen-Politikerin dennoch: „Die Schlange bildet sich vor und nicht in der Apotheke. Ältere, Schwangere und diejenigen, die drum bitten, sind unbedingt vorzulassen“, so der Appell für die einstündige Protestaktion. „Teilnehmer können gern auch Freunde und Familie mitbringen.“ Die Öffentlichkeit für Dringlichkeit zu sensibilisieren, sei wichtig: „Denn langfristig wird sich die Apotheke ohne Real im Center nicht halten können. Umso wichtiger ist es, so schnell wie möglich einen Nachfolger für Real zu finden“, so Grabs.

Zur Frage, wie der Vermieter dazu beitragen kann, den Müggelpark weiter zu erhalten, hat sich Grabs ebenfalls Gedanken gemacht: „Seit vielen Jahren nimmt das Online-Geschäft immer mehr zu und viele Geschäfte mussten schließen. Dies ist aber kein Grund zur Sorge“, so die Grünen-Politikerin. Denn: „Dies bedeutet nur, dass Einzelhändler ihre Online-Präsenz mit Online-Shops ausweiten können, um so vielleicht sogar noch lukrativer als vorher arbeiten zu können, weil sie ihre Produkte international vermarkten können.“

Was Shoppingcenter in der heutigen Zeit bräuchten, seien andere Mittel, um die Kunden anzulocken. „Der Müggelpark könnte dafür mindestens 50 Prozent seiner Ladenflächen für Cafés, Restaurants und Bistros und/oder einem Foodcourt nutzen“, so Grabs. „Den hohen Energiekosten im Shoppingcenter könnte man mit Solaranlagen entgegentreten. Der Vermieter könnte dafür den Inhabern erlauben, eigene Solarmodule aufs Dach zu setzen. Die Apotheke hätte daran Interesse.“

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