Apotheke ist keine One-Man-Show

Filialschließung: „Eine Woche am Stück Notdienst“

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Berlin -

Apotheken allerorts kämpfen mit ähnlichen Problemen: Anhaltender Fachkräftemangel, überbordende Bürokratie und eine Bundespolitik, die „an den Apotheken vorbeiregiert “ Das alles ergebe auch Konsequenzen für die osthessische Region: „Mitte Oktober werden sich die Türen der Hubertus Apotheke in Kalbach-Uttrichshausen ein letztes Mal öffnen“, so Inhaber Bastian Zellmer. Besonders der straffe Notdienstturnus macht dem Inhaber zu schaffen.

Die Apotheke Schmalnau bleibt der Kundschaft erhalten.Foto: Apotheke Schmalnau

„Diesen Schritt zu gehen fällt mir und meinem Team alles andere als leicht, aber er ist durch die veränderten Rahmenbedingungen notwendig. Die viele Mühe und der Einsatz, Personal zu finden, haben sich am Ende leider nicht ausgezahlt“, so der Apotheker. Es haben zahlreiche Gespräche stattgefunden, doch durch den bundesweiten Personalengpass sehe sich laut Zellmer „leider niemand in der Lage“, die Hubertus Apotheke weiterbetreiben zu können. „Das ist eben keine One-Man-Show!“ Daher bleibe nur noch die Option, das Personal in der Apotheke Schmalnau „zusammenzuziehen und dadurch die Struktur in der Region zu stärken“.

Eine ganze Woche Notdienst

Vor allem die Notdienst-Dichte mache dem Inhaber zu schaffen: „Wir haben einen 4-Wochen-Turnus, das heißt, wir haben alle drei Wochen eine ganze Woche am Stück Notdienst. Da ich zu wenig Personal habe, muss ich die Bereitschaft allein stemmen“, so der Inhaber. Zwar wohne er über der Apotheke, aber richtig gut schlafen könne er selbstverständlich trotzdem nicht. „Für einen Standort meiner Apotheken haben wir so hochgerechnet in den vergangenen 13 Jahren um die 1000 Notdienste gemacht. Ich kann die Dienste auch nicht mit anderen Approbierten teilen, ich habe schlicht keine.“ Körperlich wie auch mental, sei solch ein straffer Turnus absolut herausfordernd, so der Inhaber.

Insgesamt gebe es zu wenig Nachwuchs für den Berufszweig: „Wer will schon unter den Bedingungen und der schlechten Bezahlung in der Apotheke arbeiten?“, so der Inhaber. Als er damals die Apotheke von seiner Mutter übernahm, war vieles anders: „Der Notdienst fand meist zeitgleich mit der Hausarztpraxis vor Ort statt. Die verordneten Medikamente hatte man überwiegend an Lager und wenn nicht, bedarf es einer kurzen Absprache, und man konnte alles regeln“, so Zellmer. Heutzutage bekäme er viele Rezepte aus der weiter entfernten Uniklinik: „Wenn alte rote Listen gewälzt und Antibiotika verordnet werden, die nicht lieferbar sind, habe ich ein Problem. Nachts den diensthabenden Arzt zu erreichen, um Dinge zum Rezept abzusprechen, gestaltet sich äußerst schwierig“, so der Apotheker.

„Gesundheit geht vor“

Mit der Filialschließung wolle Zellmer aber auch sein Personal schützen: „Mit diesem Schritt entlaste ich meine Mitarbeiterinnen und stelle ihre Bedürfnisse und Interessen in den Vordergrund. Unsere Gesundheit – auch meine eigene – stehen dabei an oberster Stelle.“ Im Hinblick auf seine Patient:innen versichert Zellmer: „Die Kundschaft der Hubertus Apotheke braucht keine Angst zu haben. Wir lassen die Leute nicht einfach so zurück“, so der Apotheker. Er wolle den Botendienst ausbauen, um die Menschen, die über „die vielen Jahre beraten und liebgewonnen“ wurden auch zukünftig versorgen zu können.

Der Apotheker sehe sich auch als sogenannter „Allroundversorger“: „Das nächste Sanitätshaus ist einige Kilometer entfernt, ich versorge meine Kunden also auch mit allerlei Hilfsmitteln wie beispielsweise Gehstützen. Mir ist es wichtig, dass ich helfen kann. Wir haben hier mit sehr vielen Kunden und Kundinnen ein persönliches Verhältnis und ich möchte, dass es allen gut geht“, so Zellmer. So stärkt er auch sein Team: „Auf meine Damen lasse ich nichts kommen, ich habe immer ein offenes Ohr für die Belange meiner Mitarbeiter:innen.“

Gestärkt in die Zukunft

In Zukunft möchte Zellmer nicht nur seinen Botendienst breiter aufstellen: „Auch die ein oder andere digitale Lösung befindet sich in der Planung, damit wir die Bevölkerung noch besser persönlich beraten können“ stellt der Apotheker in Aussicht. „Durch die Übernahme des Personals aus Uttrichshausen werden Kundinnen und Kunden vertraute Gesichter in der Apotheke Schmalnau wiedersehen“, so der Inhaber.

„Wir danken unserer großartigen Kundschaft der Hubertus Apotheke für ihre langjährige Treue und hoffen, dass Sie Verständnis für diesen schweren Schritt haben“, betont Zellmer. Gemeinsam mit der Kundschaft wolle der Inhaber gestärkt in die Zukunft gehen: „Damit wir wieder genügend Zeit und Energie haben, um unseren schönen Beruf mit Freude auszuüben.“

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