„Am Finanziellen scheitert es eigentlich nicht“

Filialleitung gesucht: So unwahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto

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Berlin -

Das bundesweite Apothekensterben nimmt kein Ende und macht auch vor Filialen keinen Halt. Jetzt hat es die älteste Apotheke im brandenburgischen Zehdenick getroffen. Die Inhaber Dr. Matthias Kietzmann und Swen Klatte bedauern den Verlust, der aus rein personellen Engpässen unausweichlich war.

Bereits am 3. Juni hat die Markt-Apotheke in Zehdenick das letzte Mal ihre Kund:innen in Empfang genommen. Bis zuletzt hatten sich die beiden Inhaber, zu deren Apothekenverbund auch die Kloster Apotheke und die Post Apotheke in Zehdenick zählen, um eine Lösung für den Weiterbetrieb bemüht – ohne Erfolg.

Fachkräfte fehlen

„Die Personaldecke war in der letzten Zeit leider schon so dünn, dass oft Mitarbeiter:innen aus den anderen beiden Betrieben in der Markt-Apotheke unterstützen mussten“, berichtet Kietzmann. Hinzukommend habe sich die Situation einer fehlenden Filialleitung ergeben. Eine Nachbesetzung sei unmöglich gewesen. „Die Neueinstellung eines Apothekers oder einer Apothekerin, wie es für den Weiterbetrieb der Markt-Apotheke notwendig gewesen wäre, ist in diesen Zeiten leider so unwahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto“, betont Klatte.

Das Problem besteht bundesweit. Immer häufiger ist zu wenig Personal der Grund für ein Apotheken-Aus – so auch in Zehdenick. „Uns ist es einfach nicht mehr möglich, so viel Personal zu finden, wie wir für den Betrieb von drei Apotheken bräuchten.“

Schaue man sich die Stellenanzeigen allein für Brandenburg an, so seien aktuell 80 offene Stellen für Apotheker:innen ausgeschrieben, für PTA sogar mehr als 200.

„An finanziellen Mitteln scheitert es hier eigentlich nicht“, betont Kietzmann. „Wir unterbreiten tatsächlich ein sehr gutes Angebot, weit über Tarif. Aber auch das wird hier in Brandenburg nicht mehr angenommen.“

Man habe überlegen müssen, wie es für die Filiale weitergehen soll, die 2015 von Klatte erworben wurde. „Wir haben natürlich auch erstmal überlegt, ob wir unser vorhandenes Personal effizienter einsetzen können. Das hätte aber auch so sein müssen, dass am Ende nicht alle ausbrennen. Da haben wir als Inhaber natürlich die Verantwortung. Jede:r muss so arbeiten können, dass es ihm oder ihr auch gut geht mit der jeweiligen Situation.“ Nur dann bleibt man laut Kietzmann am Ende leistungsfähig.

Die historische Apotheke behielt über 220 Jahre ihr Mobiliar bei.Foto : Markt Apotheke / Kietzmann

Charme von damals

Leicht sei den beiden Inhabern die Entscheidung nicht gefallen. „Das ist schon unfassbar schade“, so Kietzmann. „Deshalb, weil es sich um eine historisch gewachsene Apotheke handelt. Der Verlust hinterlässt ein großes Loch. Das tut dem Ort schon sehr weh, wenn der Laden jetzt leer steht.“

Die Markt Apotheke war die älteste Apotheke im Ort. Erstmals eröffnet wurde sie 1804 und besaß 220 Jahre, also bis zuletzt, das Inventar aus dieser Zeit: Alte Regale und Bleiglasscheiben, kleine Schubläden mit Porzellanschildern. „Die Markt Apotheke zu betreten hat sich immer ein bisschen wie eine Reise in die Vergangenheit angefühlt, eine kleine Zeitreise“, erinnern sich die Inhaber. „Da sind Tränen am letzten Tag geflossen.“

Trostpflaster

Für die ehemaligen Kund:innen der Markt Apotheke ist die Arzneimittelversorgung jedoch gesichert. Klatte und Kietzmann betreiben im Ort zwei weitere Apotheken. Die Kloster Apotheke befindet sich sogar etwa 100 Meter gegenüber. Damit sei der Weg nicht allzu weit.

Die beiden PTA aus der geschlossenen Filiale werden künftig die beiden Teams unterstützen, „sodass für die Patient:innen auch immer noch bekannte Gesichter beratend zur Seite stehen. Das ist ein wichtiger Punkt“, findet Kietzmann. Glücklicherweise sei die Bereitschaft der Mitarbeiter:innen zu dem Wechsel sofort dagewesen, sodass die Umsetzung mitgetragen wurde.

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