Chemikalienunfall

Feuerwehr mit Atemmaske, Kammer mit Gebührenbescheid

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Berlin -

Einen großen Feuerwehreinsatz gab es am Mittwoch im schwäbischen Neuburg an der Kammel. Auslöser war eine ausgetretene Flüssigkeit im Keller der örtlichen Marien-Apotheke. Eine Kiste mit der Flüssigkeit Xylol hatte sich selbstständig gemacht. Christiane Barth, Inhaberin der Apotheke, ärgerte sich nach dem Zwischenfall vor allem über das Verhalten der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK).

Der Tag begann für Barth mit einem beißenden Geruch in der Nase. „Im Gebäude der Apotheke roch es nach vergammelten Orangen“, berichtet die Apothekerin. In der Nacht war eine Kiste im Keller explodiert, in der Xylol und andere Chemikalien gelagert waren. „Aufgrund des heißen Sommers war es im Keller heißer als sonst, etwa 20 statt 17 Grad. Xylol hat seinen Flammpunkt bereits bei 21 Grad. Die Verbindung mit Sauerstoff muss dann etwas in Gang gesetzt haben“, versucht Barth den Vorfall zu rekonstruieren.

Zusammen mit ihren Mitarbeitern überlegte die Apothekerin, ob das Team das Problem selbst in die Hand nimmt. „Aber der Geruch war zu beißend, wir konnten die Flüssigkeiten nicht ohne Atemmasken beseitigen. Also habe ich die örtliche Feuerwehr gerufen“, erzählt Barth. Da spezielles Gerät benötigt wurde, forderte die Feuerwehr auch weitere Einsatzkräfte an. „Am Ende standen alle Feuerwehren des Landeskreises vor der Apotheke“, so Barth.

Die Bahnhofstraße, in der sich die Marien-Apotheke befindet, wurde komplett gesperrt. Die Anwohner wurden gebeten, sämtliche Fenster geschlossen zu halten. „Manches wirkt im Nachhinein vielleicht übertrieben, aber das waren nötige Sicherheitsvorkehrungen für den Einsatz“, erklärt Barth. Ein paar Feuerwehrmänner durften den Einsatzort im Vorfeld wieder verlassen. Die Feuerwehr Krumbach beseitigte mithilfe der vom Gefahrtrupp der Feuerwehr Günzburg zur Verfügung gestellten Einsatzmittel die ausgetretene Flüssigkeit.

Die Bahnhofstraße wurde nach zwei Stunden wieder freigegeben, die Marien-Apotheke blieb hingegen den gesamten Mittwoch geschlossen. „Es war auch wichtig für mein Team und mich, an der frischen Luft und nicht in der Nähe der Apotheke zu sein“, atmete Barth erst einmal tief durch. In der Apotheke selbst sind keine Auswirkungen des Unglücks mehr zu spüren. Nur der Geruch im Keller ist noch lange nicht verschwunden.

Ein Thema bleibt der Feuerwehreinsatz in Neuburg dennoch. „Auf dem Dorf bleibt sowas natürlich nicht unbemerkt. Unsere Kunden fragen uns, was genau da am Mittwoch passiert ist“, so die Apothekerin. Auf Barth noch einiger bürokratischer Aufwand zu, wenngleich ihr Versicherer sie schon einmal beruhigte: „Es war schon jemand von meiner Berufshaftpflichtversicherung da, sah sich den Schaden an und meinte, dass sie sich darum wohl kümmern werden.“

Weitaus kritischer sieht die Apothekerin das Verhalten der Kammer am Tag des Notfalls. „Ich hatte morgens bei der Apothekerkammer angerufen und Bescheid gegeben. Dort wurde mir gesagt, dass ich zwingend noch am selben Tag eine E-Mail schreiben müssen – als ob ich dafür die Nerven gehabt hätte“, ärgert sich Barth über das Verhalten ihrer Standesvertreter. „Egal, ob es gerade einen Notfall gibt oder nicht: Ich habe das Gefühl, dass man in der Kammer kaum noch eine Vorstellung hat, was in der Apotheke vor Ort abläuft“, so Barth.

Die Apothekerin zeigt wenig Verständnis dafür, dass die Kammer noch auf einer schriftlichen Meldung am Unfalltag bestand: „Ich hatte doch bereits Bescheid gesagt. Zumal nicht die Kammer entscheidet, ob ich in so einer Situation die Apotheke zumachen darf oder nicht. Das ist noch immer Sache der Einsatzkräfte.“ Das I-Tüpfelchen sei gewesen, dass die Kammer für ihre Amtshandlung noch zehn Euro berechnete.

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