Apotheker kettet Falschparker an Maria Hendrischke, 04.07.2016 14:27 Uhr
Parkplätze direkt vor der Apotheke werten den Standort auf. Ärgerlich nur, wenn sie nicht für die Apothekenkunden frei sind, sondern von anderen Fahrern blockiert werden. Dietmar Becker, Inhaber der Loorbeer-Apotheke in Bielefeld, greift gegen Falschparker durch.
Ein Leser der Bild-Zeitung schoss das Beweisfoto: Becker hatte ein Auto mit einem Fahrradschloss an den Fahrradständer der Apotheke gekettet. Der Wagen stand unrechtmäßig auf dem Kundenparkplatz der Apotheke und Arztpraxen im Haus. „Wir haben einen Versorgungsauftrag zu erfüllen“, sagt Becker. Dem könne er nicht nachkommen, wenn ihn einige Kunden, insbesondere behinderte Menschen, nicht erreichen könnten.
Zur Apotheke und den Praxen gehören insgesamt vier Parkplätze, die sich auf Privatgrund befinden. Daher liege es auch nicht in der Verantwortung der Stadt, sich um die Falschparker zu kümmern, erklärt Becker. Ein Abschleppfahrzeug passe darüber hinaus nicht auf das Grundstück.
Daher sieht sich der Apotheker zu besonderen Maßnahmen gezwungen, wenn Ortsfremde oder auch Bielefelder die Hinweisschilder „Kundenparkplatz“ ignorieren. Ob es sich um einen Apothekenkunden oder einen Patienten handele, könne er nach 30 Jahren Arbeit am Standort erkennen, erklärt er.
In „unregelmäßigen Abständen“ komme es vor, dass er einem Falschparker den Denkzettel verpasse. Die Maßnahme des Apothekers scheint zu wirken: „Wer einmal bei mir um sein Auto betteln muss, macht das nie wieder“, sagte Becker der Bild-Zeitung. Die meisten Falschparker seien einsichtig, wenn sie in die Apotheke kommen und ihn bitten, das Schloss vom Fahrzeug zu entfernen. „Sie hätten ihre Lektion gelernt, sagen mir besonders die jüngeren Leute“, berichtet Becker.
Besetzte Parkplätze sorgen immer wieder für Ärger bei Apothekeninhabern. Das ist nicht verwunderlich: Laut einer Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) schätzen 58 Prozent der Einzelhändler die Verbesserung der Erreichbarkeit als das wichtigste Kriterium für den Standort ein. Und gerade auf dem Land sei nach wie vor das Auto Fortbewegungsmittel Nummer Eins, so Michael Reink, Bereichsleiter Standort- und Verkehrspolitik im HDE. Ein Sprecher des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg sagte, dass wegfallende Parkplätze Kundenverluste bedeuten könnten.
Im sächsischen Werdau blockierten Dauerparker die Kundenstehplätze vor der Flora-Apotheke im Schwalbe-Fachmarktzentrums. Apotheker Volker Hoff und andere Händler haben sich mit Zetteln und Hilfe der lokalen Presse erfolgreich gewehrt: Laut Hoff stehen nach dem Appell deutlich mehr Parkplätze zur Verfügung.