Faktencheck: Wie schädlich sind Osterfeuer? dpa, 11.04.2022 08:40 Uhr
In vielen deutschen Regionen sind Ostern ohne Osterfeuer kaum denkbar. Die Tradition steht allerdings im Ruf, die Umwelt zu schädigen – vor allem durch Feinstaub. Stimmt das? Ein Faktencheck.
Nach dem langen Corona-Aus ist es in diesem Jahr wieder möglich: mit Nachbarn und Bekannten an den lodernden Flammen des Osterfeuers zu stehen und den Frühling zu begrüßen. Doch der Brauch steht im Verdacht, die Umwelt zu belasten. Besonders im Fokus: der Feinstaub.
Feinstaub als Übeltäter
Behauptung: Der Feinstaub von Osterfeuern schadet der Umwelt.
Fakten: Tatsächlich belasten große Feuer die Umwelt. Osterfeuer brennen allerdings unter Auflagen, um Schäden einzudämmen. Zudem kommt es aufs Wetter an. Osterfeuer belasten die Natur eindeutig. Der Übeltäter ist klar: der beim Verbrennen entstehende Feinstaub. Nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) produziert ein größeres Feuer mit Gartenabfällen innerhalb von sechs Stunden etwa so viel Rauch und Rußpartikel - darunter Feinstaub - wie 250 ältere Autobusse an einem Tag. Das kann sich auf die Gesundheit auswirken: Denn Feinstaub kann etwa die Atemwege und das Herz-Kreislauf-System schädigen.
Allerdings betont Ute Dauert, beim Umweltbundesamt (UBA) zuständig für die Beurteilung der Luftqualität, dass Schäden durch Osterfeuer von mehreren Faktoren abhängen können: So hat das Wetter Einfluss auf die Feinstaubbelastung. Kräftiger Wind könne die Schadstoffe rasch verteilen, und Niederschlag wasche sie aus der Atmosphäre aus, so dass die Feinstaubbelastung der Luft sinke. Weht allerdings wenig Wind, dann können Schadstoffe über Stunden oder gar Tage in der Luft bleiben und sich in der unteren Atmosphäre anreichern.
Feinstaubbelastung geringer als an Silvester
Osterfeuer lassen Dauert zufolge die Feinstaubbelastung nicht so stark ansteigen wie etwa das Silvesterfeuerwerk, da sie zu unterschiedlichen Zeiten am Osterwochenende und zudem in geringerem Umfang abgebrannt werden. An Silvester springen die Feinstaubemissionen in den Stunden nach Mitternacht auf 1000 Mikrogramm pro Kubikmeter im Stundenmittel. Das entspricht laut UBA rund 1 Prozent der jährlich freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland.
Zum Vergleich: Der Feinstaubgrenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter darf in einer Region nicht häufiger als 35 Mal im Jahr überschritten werden. Der zulässige Jahresmittelwert beträgt 40 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Dem Bundesumweltministerium zufolge können durch Osterfeuer zwar Grenzwerte zeitweise überschritten werden. Doch sei – insbesondere in Norddeutschland - eine hohe Feinstaubbelastung auf nur wenige Tage im Jahr beschränkt. Daher müsse man den Brauch nicht verbieten. Aus dem niedersächsischen Umweltministerium heißt es: „Die Feinstaubbelastung ist seit Jahren auf niedrigem Niveau.“ Osterfeuer würden keine Überschreitungen dieser Grenzwerte verursachen. Die Tage, an denen der Feinstaubgrenzwert überschritten werde, seien kontinuierlich seit Jahren zurückgegangen.
Ausgesetzt aufgrund von Corona
Wegen der Corona-Pandemie waren zwei Jahre lang keine Osterfeuer möglich. Auch 2019 waren einige wegen der Trockenheit aus Sicherheitsgründen abgesagt worden. Generell dürfen Osterfeuer nur unter Auflagen der Bundesländer oder Gemeinden brennen. So sind dafür bestimmte Zeitfenster vorgesehen. Tiere sind durch Osterfeuer besonders gefährdet, wenn das Tage oder Wochen zuvor aufgeschichtete Material direkt verbrannt wird. Denn sie nutzen die Holzstapel als Unterschlupf und Teillebensraum, wie Ursula Bauer vom Schutzverein Aktion Tier erklärt. Deshalb gehört es oft zu den Auflagen, das vorbereitete Holz vor dem Anzünden umzuschichten.