Fake-Rezepte bei Kollegen eingelöst – Apothekerpaar vor Gericht Carolin Ciulli, 18.11.2024 15:25 Uhr
Wegen des gemeinschaftlichen Betrugs und Urkundenfälschung muss sich ein Apothekerpaar aus Brandenburg vor dem Landgericht Cottbus (LG) verantworten. Die Inhaberin betrieb zum Tatzeitpunkt zwei Apotheken. Sie soll gemeinsam mit ihrem Mann in 166 Fällen gefälschte Rezepte abgerechnet haben. Außerdem ist eine Angestellte mitangeklagt. Das Trio soll sich rund eine Viertelmillion Euro ergaunert haben.
Die Inhaberin und der Apotheker sollen laut Gericht zwischen Februar 2017 und April 2019 mit gefälschten Rezepten betrügerisch in mindestens 166 Einzelhandlungen Arzneimittel erlangt haben, um diese in den von ihr betriebenen Apotheken gewinnbringend zu verkaufen: Mit den gefälschten Verordnungen sollen die Verdächtigen im gesamten Bundesgebiet Arzneimittel bei Apotheken besorgt und anschließend weiterverkauft haben. Ihnen wird vorgeworfen, die illegal erworbenen Medikamente auch an andere Apotheken abgegeben zu haben. Noch ist laut Staatsanwaltschaft nicht klar, wie genau das Trio die Medikamente zu Geld gemacht hat.
Angestellte soll geholfen haben
Der Ausführung des gemeinsamen Tatplans zufolge sollen durch den Ehemann blanko Rezeptvorlagen bestellt worden sein, anschließend soll er diese mit Patientendaten und Arztstempeln existierender Ärzte ausgefüllt haben und mithilfe einer weiteren mitangeklagten Angestellten bundesweit in vier verschiedenen Apotheken eingelöst haben.
Die angeklagte Apothekeninhaberin soll für den Vertrieb der so erlangten Medikamente verantwortlich gewesen sein, in dem sie den Verkauf der inkriminierten Waren neben dem offiziellen Warenwirtschaftssystem der Apotheken vorgenommen haben soll. Insgesamt gehe es um einen Gesamtwert von rund 259.000 Euro.
Mitte 2019 wurden in Brandenburg und Thüringen Wohn- und Geschäftsräume von mehr als 60 Ermittlern durchsucht. Im Anschluss wurde gegen drei Beschuldigte Haftbefehl erlassen. Das Ehepaar betrieb laut einem Bericht der Märkischen Allgemeinen Zeitung Apotheken in Königs Wusterhausen und Bestensee gelegen haben.
Der Fall erinnert an die Bande, der in Berlin mehrere Apotheker angehörten und die zwischen August 2013 und Juni 2017 wissentlich und gegen Kick-Back-Zahlungen gefälschte Rezepte eingelöst und abgerechnet haben soll. Die Medikamente sollen dann mit Rabatt an andere Apotheken weiterverkauft worden sein. Hier wurden teilweise hohe Haftstrafen verhängt.