vfa warnt

Fachkräftemangel bedroht Zukunft der Pharmaindustrie

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Berlin -

Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) warnt in einer aktuellen Studie vor einem zunehmenden Fachkräftemangel in der deutschen Pharmaindustrie. Sinkende Studierendenzahlen in MINT-Fächern und der demografische Wandel gefährden die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Expert:innen fordern eine gezielte Fachkräftestrategie, um die Lücke zu schließen.

Die deutsche Pharmaindustrie ist auf hochqualifizierte Fachkräfte angewiesen, doch die Zahl geeigneter Absolventinnen und Absolventen sinkt. Schon heute könne der Bedarf an akademisch ausgebildeten Spezialistinnen und Spezialisten nicht vollständig gedeckt werden, teilte der vfa mit. Besonders die für die Branche essenziellen MINT-Fächer – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – verlieren kontinuierlich an Studieninteressierten. Gleichzeitig gehe eine wachsende Zahl erfahrener Beschäftigter in den Ruhestand. Ohne gezielte Maßnahmen könne es zu Engpässen kommen, die sich auf den Wirtschaftsstandort Deutschland auswirken.

„Die Pharmabranche ist auf hochqualifizierte Akademikerinnen und Akademiker angewiesen. Doch der Nachwuchs bleibt aus – und das nicht nur kurzfristig, sondern strukturell. Ohne entschlossene Reformen wird Deutschland im internationalen Wettbewerb um Talente zurückfallen“, mahnt Dr. Claus Michelsen, Chefvolkswirt des vfa.

MINT-Fächer verlieren an Bedeutung

Die Zahl der Studierenden in Deutschland liege aktuell bei knapp drei Millionen. Während die Gesamtzahl der Studierenden bis 2020 stieg, ist sie seither rückläufig. Besonders betroffen sind die MINT-Fächer; ihr Anteil liegt inzwischen nur noch bei 29,6 Prozent aller Studierenden und ist seit fast zehn Jahren rückläufig.

In den für die Pharmaindustrie relevanten Studiengängen wie Pharmazie, Biotechnologie, Chemie und Biochemie sind weniger als zehn Prozent aller Studierenden eingeschrieben. 2007 lag dieser Wert noch bei 9,9 Prozent, heute nur noch bei 9,2 Prozent. Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen in diesen Fachrichtungen reicht folglich nicht aus, um den Bedarf an qualifizierten Fachkräften zu decken.

Pharmaindustrie besonders betroffen

Neben der sinkenden Zahl an MINT-Absolventinnen und Absolventen stellt auch der demografische Wandel die Pharmaindustrie vor Herausforderungen. Mit 34,5 Prozent hat die Branche einen der höchsten Akademikeranteile in der deutschen Industrie – noch vor der Elektroindustrie mit 34 Prozent und dem Fahrzeugbau mit 25 Prozent.

Gleichzeitig stehe die Industrie vor einer Verrentungswelle: In den kommenden zehn Jahren werden schätzungsweise 280.000 Akademikerinnen und Akademiker aus dem produzierenden Gewerbe das Rentenalter erreichen. Allein in der Pharmabranche sind heute rund 60.000 Akademikerinnen und Akademiker beschäftigt.

Fachkräftestrategie gefordert

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, fordert der vfa eine gezielte Strategie zur Förderung von MINT-Studiengängen. Zwar sei der Anteil ausländischer Studierender in den letzten Jahrzehnten gestiegen – von weniger als zehn Prozent im Jahr 1998 auf inzwischen 16 Prozent –, doch dieser Anstieg reiche nicht aus, um die Lücke zu schließen.

„Wir brauchen eine Fachkräftestrategie, die sowohl Anreize für MINT-Studiengänge als auch eine gezielte Zuwanderung von Fachkräften umfasst. Bürokratische Hürden müssen abgebaut und der Verbleib internationaler Studierender erleichtert werden“, betont Michelsen.

Neben der stärkeren Förderung von MINT-Studiengängen könnten eine vereinfachte Anerkennung ausländischer Abschlüsse und attraktivere Rahmenbedingungen für internationale Absolventinnen und Absolventen dazu beitragen, Fachkräfte im Land zu halten. Auch der Verbleib älterer Fachkräfte könnte durch flexible Arbeitsmodelle und steuerliche Anreize erleichtert werden.

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