Expo Milano

Apothekerin versorgt Weltausstellung Julia Pradel, 11.07.2015 09:58 Uhr

Mailand - 

184 Tage, 95 Hektar, 20 Millionen Besucher. Das sind die Eckdaten der Weltausstellung in Mailand. Und mittendrin arbeiten vier Apotheker. Sie versorgen die zahlreichen Gäste und Arbeiter auf dem Ausstellungsgelände mit Arzneimitteln. Apothekerin Hbaidi Maryam aus Mailand ist eine von ihnen.

Maryam leitet die Parafarmacia auf der Expo. Diese OTC-Shops sind in Italien seit 2006 zugelassen. Anders als Apotheken unterliegen sie keiner strengen Bedarfsplanung und können ohne Lizenz vom Staat eröffnet werden. Die Parafarmacia auf dem Mailänder Messegelände gehört zu der Kette Piumedical, die in ganz Italien knapp 50 Geschäfte betreibt.

Für sechs Monate hat Piumedical nun die Parafarmacia für die Weltausstellung eröffnet. Vier Apotheker teilen sich die Arbeit, zwei Italienier aus Mailand, zu denen Maryam gehört, sowie Apotheker aus China und Kamerun, die üblicherweise in Piumedical-Filialen im Süden Italiens arbeiten. „So decken wir einige Sprachen ab: italienisch, englisch, französisch, chinesisch und spanisch“, erklärt Maryam.

Die Parafarmacia hat jeden Tag von 10 bis 23 Uhr geöffnet. Die vier Apotheker teilen sich die Arbeit in 8-Stunden-Schichten. Für Maryam ist die Arbeit auf dem Messegelände eine willkommene Abwechslung. „Ich finde es aufregend. Man begegnet vielen Menschen aus anderen Ländern“, erzählt sie.

Rund die Hälfte ihrer Kunden seien Besucher der Weltausstellung, schätzt die Apothekerin. Am Wochenende seien es mehr. Dann ist auf der Messe ohnehin Hochbetrieb. „Am Wochenende kommen doppelt so viele Kunden wie in der Woche“, so die Apothekerin. Und selbst an einem normalen Tag kommen mehrere Hundert Kunden, leer ist die Apotheke fast nie.

Am meisten gefragt sind Maryam zufolge Schmerzmittel, Pflaster und Desinfektionsmittel sowie Sonnenschutzmittel. Auch Mückenschutzmittel werden regelmäßig verlangt – und waren zwischenzeitlich sogar ausverkauft.

Anders als die Parafarmacia in Mailand, in der Maryam sonst arbeitet, wird das Geschäft auf dem Messegelände nur zweimal in der Woche beliefert. Das erfordert mehr Planung: „Man muss mehr in die Zukunft schauen, etwa den Wetterbericht beachten und danach bestellen, ob es regnen oder die Sonne scheinen soll“, erklärt Maryam.

Neu ist für die Apothekerin, die bislang in einem Einkaufszentrum gearbeitet hat, dass sie oft Drogerieprodukte verkauft. „Ich bin es nicht gewohnt, so viele Pflaster zu verkaufen. Die kaufen die Leute sonst im Supermarkt – aber hier gibt es nur die Parafarmacia“, so die Apothekerin. In den ersten zwei Monaten habe sie bereits viel gelernt. Die Arbeit auf der Messe ist für sie zwar anstrengend, aber auch interessant.

Sie konnte etwa beobachten, wie das Messegelände auch nach Eröffnung der Expo noch gestaltet und fertiggestellt wurde. Die Parafarmacia ist in einem hölzernen Pavillon untergebracht, gemeinsam mit den Carabinieri, einer Buchhandlung, einem Fundbüro und drei Restaurants. Als die Parafarmacia im Mai eröffnete, gab es nur die Dienststelle der Gendarmerie. Die übrigen Geschäfte entstanden erst nach und nach, und auch die Bäume vor der Apotheke wurden erst nach der Eröffnung gepflanzt.

Das Thema der Expo ist nachhaltige Ernährung, „Feeding the Planet“ das Motto. Nachhaltigkeit ist ein bestimmendes Element – auch für die Parafarmacia. Die Inneneinrichtung besteht aus recycelten Materialien, von den Holzregalen bis zum eisernen Piumedical-Schriftzug. Das war Voraussetzung: „Ohne ein Recycling-Konzept wären wir nicht reingekommen“, so Maryam.

Auch im deutschen Pavillon ist Nachhaltigkeit Thema. Dort werden auf knapp 5000 Quadratmetern Ideen und Lösungsansätze zur nachhaltigen Welternährung und zur Natur als Quelle einer solchen Ernährung präsentiert. Vorgestellt werden die Umweltpolitik, innovative Unternehmen und zukunftsweisende Projekte. Nach Italien ist er der zweitgrößte Pavillon auf dem Ausstellungsgelände, 250 Personen sind dort beschäftigt.

Der Titel des deutschen Pavillons ist „Fields of Ideas“, und tatsächlich erwartet den Besucher genau das: ein Spaziergang durch zahlreiche Ideen. Vorgestellt werden nicht nur Forschungsprojekte und Innovationen, wie etwa gedruckte Photovoltaikanlagen, sondern auch Ideen von Bürgern: das Netzwerk „Viva con Agua“, das sich für den Zugang zu sauberem Trinkwasser einsetzt, Biobauer Josef Braun, der sich mit nachhaltiger Bodenbearbeitung beschäftigt, oder Erika Mayr, die mit ihren Stadtbienen in Berlin Honig produziert.

Insgesamt gibt es 52 Länderpavillons, 145 Nationen und drei internationale Organisationen sind zur Expo angemeldet. Die Weltausstellung läuft noch bis Ende Oktober.