Experten warnen vor Cannabis dpa, 20.09.2007 16:00 Uhr
Der Cannabis-Konsum wird immer gefährlicher und die Konsumenten werden immer jünger. Darauf haben Suchtexperten und Vertreter von Drogen-Beratungsstellen am Donnerstag bei einer Fachtagung in Düsseldorf hingewiesen. „Cannabis ist heute als deutlich gefährlicher einzuschätzen, als man es noch vor zehn Jahren eingeschätzt hat“, sagte Professor Dr. Rainer Thomasius von der Universitätsklinik Hamburg.
Der ärztliche Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kinder- und Jugendalters begründete dies damit, dass die Konsumenten immer jünger würden und die Konzentration des Wirkstoffes THC in Cannabis-Produkten in den vergangenen zwanzig Jahren deutlich angestiegen seien. „In den achtziger Jahren war der THC-Gehalt in Marihuana bei etwa 1 bis 3 Prozent. Bei jetzigen Aufgriffen finden wir manchmal einen Gehalt von 20 Prozent“, sagte Thomasius.
Besonders problematisch ist dies nach Experten-Ansicht für Kinder und Jugendliche. Eine Studie des Suchtexperten Professor Dr. Michael Klein von der Fachhochschule Nordrhein-Westfalen ergab, dass in Köln bereits 29 Prozent aller Schüler bis 14 Jahren Cannabis-Erfahrung gemacht hätten. „Man kann plausibel davon ausgehen, dass die Tendenzen in anderen deutschen Großstädten ähnlich sind“, sagte Klein. „Durch das frühe Einstiegsalter wird das Risiko einer späteren Abhängigkeit erhöht“, warnte Thomasius.
Er fand zudem heraus, dass Kinder mit sozial besserem Hintergrund und Umfeld „deutlich“ mehr konsumieren als Kinder aus sozial schwächerem Umfeld. „Das Ergebnis ist eindeutig und widerspricht den bestehenden Stereotypen. An Gymnasien konsumieren die Schüler teilweise deutlich mehr Cannabis“, sagte Klein. Grund dafür könnten Schulstress, Leistungsdruck und Zeitmangel der Eltern seien. „Dies sind aber derzeit nur Hypothesen.“
Thomasius widersprach der bislang häufig geäußerten Annahme, bei erhöhtem Cannabis-Konsum bestünde „nur“ die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit. Auch die physischen Störungen seien gerade bei Kindern enorm. „Der frühe Einstieg kann Depressionen, Motivationsstörungen und kognitive Störungen verursachen.“ Zudem seien in vielen Fällen teilweise erhebliche Entwicklungsstörungen zu beobachten.
Dies führe zu einem erhöhten Beratungsbedarf in den Drogenhilfe-Zentren. „Wir haben jedoch das Problem, die Konsumenten in die Beratungsstellen zu holen“, sagte Andreas Gantner von der Berliner Drogenhilfe. „Man kann von Teenagern nicht erwarten, dass sie sich freiwillig zu einer Suchttherapie melden“, so Gantner weiter.