Kinderlähmung

Experte: Polio-gefahr noch nicht gebannt

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Europa gilt seit zehn Jahren als frei von Kinderlähmung. Doch die Gefahr neuer Infektionen mit Poliomyelitis – kurz Polio – bestehe noch immer, warnt der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Professor Dr. Reinhard Burger. Reisende könnten die Krankheit aus betroffenen Ländern einschleppen.

In diesem Jahr seien der Weltgesundheitsorganisation WHO insgesamt 444 Fälle aus Afghanistan, Pakistan und Nigeria gemeldet worden, so Burger. „Wenn wir die letzten Polioherde nicht ausrotten, kann das irgendwann auch wieder eine große Bedrohung für andere Länder sein.“ Deshalb sei die Impfung sehr wichtig, sagt Burger.

„Das Virus ist sehr robust und problematisch, weil die meisten Infizierten keine auffallenden Symptome zeigen. Sie können andere Menschen leicht anstecken“, erklärt Burger. Dass es noch nicht gelungen ist, Polio endgültig zu bekämpfen liegt dem Experten zufolge an den schwierigen Strukturen im Gesundheitswesen in den betroffenen Länder. Zudem sei die Lage politisch instabil. „Dort ist es sehr schwer, die Kinder zu erreichen und flächendeckend zu impfen“, erklärt Burger.

In Deutschland liegt die Impfquote bei Schulanfängern bei etwa 95 Prozent. „Damit können wir gut leben“, sagt Burger. Die Quote sollte nur nicht fallen, denn dann könnte sich das Virus verbreiten, wenn Polio eingeschleppt werde. Nach Angaben des Infozentrums für Prävention und Früherkennung (IPF) ist eine Impfquote von 80 bis 90 Prozent erforderlich, damit eine ausreichende Immunität gewährleistet ist. Jeder dritte Erwachsene zwischen 30 und 40 Jahren habe keinen ausreichenden Impfschutz mehr. Hier seien die Auffrischungsimpfungen versäumt worden.

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