EU-Patentamt

Erfinderpreis für Tuberkulose-Medikament

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Berlin -

Für das erste wirksame Tuberkulose-Medikament seit 40 Jahren wurde das französisch-belgische Team Koen Andries und Jérôme Guillemont mit dem Europäischen Erfinderpreis in der Kategorie Industrie geehrt. Sie extrahierten ein Molekül, das den Tbc-Bakterien bereits nach kurzer Zeit die Energieversorgung kappt. Auch multiresistente Erreger können auf diese Weise behandelt werden. Das Forscherteam ist in diesem Jahr einer von fünf Preisträgern, die das Europäische Patentamt (EPA) mit dem begehrten „Innovations-Oscar“ auszeichnet. Außerdem wurde ein Publikumspreis vergeben. 

„Der Erfindergeist und die Kreativität der Geehrten stehen stellvertretend für Europas Stellung als führende Technologieregion“, betonte EPA-Präsident Benoît Battistelli bei der Preisverleihung, an der auch Verbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD) teilnahm.

Ebenfalls geehrt wurde Deutschlands „Dübel-König“ Artur Fischer für fast ein Jahrhundert voller Forschungsgeist. Der 94-jährige Tüftler aus Waldachtal (Baden-Württemberg) sei mit über 1100 Patenten und Gebrauchsmustern einer der erfolgreichsten Erfinder aller Zeiten, würdigte das EPA sein Lebenswerk. Er erfand neben dem weltbekannten Spreiz-Dübel auch einen Blitzlichtwürfel für Fotoapparate und den beliebten Konstruktions-Baukasten.

In der Kategorie Kleinere und Mittlere Unternehmen erhielt ein dänisches Team den Preis: Peter Holme Jensen, Claus Helix-Nielsen und Danielle Keller erfanden eine spezielle wasserfilternde Membran, mit der Wasser in reinster Form und ohne teuren Energieaufwand aufbereitet werden kann.

In der Kategorie Forschung setzte sich der Brite Christofer Touzamou durch. Er entwickelte einen DNA-Schnelltest, der ohne Labor, aber via Mikrochip funktioniert. Steckt man diesen in einen USB-Stick, kann die DNA gleich am Computer ausgelesen werden. Für die Erfindung des 3-D-Drucks erhielt der US-Amerikaner Charles W. Hull den Preis in der Kategorie Außereuropäische Staaten. Diese Technologie habe eine „wahre Revolution in der Fertigungsindustrie losgetreten“, lobte das EPA.

Der Publikumspreis, für den mehr als 20.000 Stimmen online abgegeben wurden, ging mit großem Vorsprung an ein japanisches Team um Masahiro Hara: Der von ihnen entwickelte QR-Code wird unter anderem bei der Verwaltung von Patientenakten oder im Marketing genutzt. Diese quadratischen Codes führen beispielsweise nach dem Einscannen in Smartphones auf Webseiten von Unternehmen.

Der zweite Finalist aus Deutschland, der derzeit an der Rockefeller University in New York tätige Humanbiologe Thomas Tuschl, ging leer aus. Die Auszeichnung wird seit 2006 jährlich vom Europäischen Patentamt vergeben.

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