Zwischen den EU-Staaten herrscht immer noch Uneinigkeit, ob das Herbizid Glyphosat erneut für viele Jahre zugelassen werden soll. Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Das weltweit meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel ist noch bis Ende Juni genehmigt.
Die Neuzulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat in der Europäischen Union steht auf der Kippe. Bei einem Treffen nationaler Experten am Montag in Brüssel kam nach Angaben von EU-Diplomaten nicht die nötige Mehrheit zustande. Mehrere Staaten haben noch nicht über ihre Position entschieden. Möglicherweise wird die Entscheidung vertagt.
Auch die Bundesregierung hat sich bisher nicht festgelegt. Die Abstimmung der Ressorts laufe noch, sagte eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Grundsätzlich sollte sich aus Sicht von Minister Christian Schmidt (CSU) die Politik nicht an die Stelle der Wissenschaft stellen, die keine unvertretbaren Risiken festgestellt habe. Schmidt prüfe aber, ob es bei diesem Pflanzenschutzmittel „für Profis“ Einschränkungen für den privaten Gebrauch geben könnte.
Mindestens vier Staaten wollten dem Vorschlag der EU-Kommission in seiner augenblicklichen Form nicht zustimmen, wie Diplomaten bestätigten. Die Brüsseler Behörde hat eine Neuzulassung bis zum Jahr 2031 vorgeschlagen. Schweden, Italien, Frankreich und die Niederlande waren am Montag nicht oder noch nicht zum Ja bereit. In den Niederlanden hatte das Parlament sich für ein Glyphosat-Verbot ausgesprochen. Der zuständige Staatssekretär Martijn van Dam sicherte daraufhin zu, die Regierung wolle auf eine Vertagung der Entscheidung drängen. Es seien weitere Untersuchungen nötig, um zu klären, ob das Mittel krebserregend sei. Auch Schweden will zusätzliche Klärung.
Zwölf der 28 EU-Staaten sind nach Angaben von Diplomaten für die Neuzulassung. Einige Hauptstädte wollen sich demnach bei einer Abstimmung enthalten. Von den vier Skeptikern abgesehen sei der Rest unentschieden oder nehme eine unklare Haltung ein, hieß es.
Ob Glyphosat eine Gefahr für den Menschen darstellt, ist umstritten.
Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO (IARC) hatte das Mittel vergangenen Sommer als wahrscheinlich krebserregend eingestuft.
Im November kam die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hingegen zum Schluss, der Wirkstoff berge vermutlich keine Krebs-Bedrohung für den Menschen. Das entspricht der Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Menschen kommen mit dem Herbizid über Lebensmittel, Trinkwasser oder etwa die Arbeit in der Landwirtschaft in Kontakt.
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