Pharmaziestudium

Ersties: „Es ist komisch, kein Überstreber mehr zu sein“

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Berlin -

Die erste Prüfung des Studiums ist geschafft, zumindest für die Erstis an der Uni Greifswald. Für Anne Brechlin lief sie erfolgreich, dennoch zeigt sie Selbstzweifel: Mache ich noch genug? Denn die Versuchungen des Studentenlebens sind süß – Selbstdisziplin ist das A und O. APOTHEKE ADHOC begleitet die nächste Apothekergeneration bei ihren ersten Schritten zwischen Hörsaal, Wohnheim und Labor.

„Das war keine krasse Leistung, wir haben ja im ersten Semester noch Welpenschutz“, zeigt sich die 19-Jährige bescheiden. Dabei kann sich eine 1- in der ersten Prüfung durchaus sehen lassen, noch dazu in anorganischer Chemie – wahrlich nicht das leichteste Fach. Allerdings mussten sich die angehenden Pharmazeuten auch keine 90 Minuten schriftlich abkämpfen, sondern wurden mündlich zu zweit geprüft. „Ich bin mit einer Kommilitonin ins Büro des Professors gegangen und habe dort einen Zettel bekommen, auf den ich Reaktionen schreiben musste. Der zweite Teil war dann komplett mündlich zu Fragen aus der Chemie-Vorlesung“, erklärt sie den Ablauf. Ausgerechnet um Elektronen sei es in dem Teil gegangen. Mit deren Darstellung als Wellen steht sie seit Studienbeginn auf Kriegsfuß – doch der Knoten ist geplatzt. „De-Broglie-Wellen, Schrödingergleichung, Heisenbergsche Unschärferelation… ich konnte dem Prof alles erklären. Er sagte zwar, es war nicht ganz perfekt. Aber damit kann ich gut leben.“

Obwohl sie einen hervorragenden Einstieg hingelegt hat, plagen sie aber offensichtlich die Selbstzweifel. „Ich hab irgendwie das Gefühl, im Moment hänge ich ein bisschen hinterher und sollte wieder mehr machen.“ Das gehe zwar den meisten anderen auch so, glaube sie, aber davon geht das Gefühl auch nicht weg. „Ich habe halt in den letzten Wochen ein bisschen mit der Haltung gelebt, alles nachzuholen, was ich in der Schule nicht machen konnte, weil ich damals zu viel gepaukt habe“, erklärt sie.

„Ich habe mich in letzter Zeit viel mit Freunden getroffen und fahre übers Wochenende oft nach Berlin – alles Zeit, in der ich nicht lernen kann. Ich war halt in der Schule ein Überstreber und es jetzt nicht mehr zu sein, finde ich komisch.“ Sorgen, dass sie scheitern könnte, mache sie sich aber nicht, beteuert sie. Im Gegenteil, sie genieße das Studium trotz des Arbeitsaufwandes immer mehr, wie sie versichert.

An der Motivation dürfte es bisher auch bei Sebastian Reuter nicht scheitern. Er gibt viel auf seine Arbeitsdisziplin. „Ich bin sehr glücklich, dass ich so motiviert bin, mich da jeden Tag hinzusetzen“, erzählt er. „Viele können sich nicht aufrappeln, sich nach einem langen Unitag nochmal vier Stunden hinzusetzen. Bei manchen macht sich deshalb schon Unmut breit – denen versuche ich dann unter die Arme zu greifen und sie aufzubauen.“

Denn dass es oft schwerfällt, kann er nachvollziehen. „Das ist echt eine Riesenladung Informationen, die man da vorgeworfen bekommt und erstmal verdauen muss“, sagt er. Sein Weg, damit umzugehen: Ein strukturierter Alltag. Der Wecker klingelt jeden Morgen schon kurz nach sechs. Dann wird erst einmal gelernt und die Lehrveranstaltungen vorbereitet, bevor es in die Uni geht und auch nach Seminaren und Vorlesungen ist noch nicht Schluss. „Ich will das einfach so gerne packen, dass ich die Motivation habe, mich da jeden Tag hinzusetzen.“

Seine Sorge ist eine andere: „Ich habe die Befürchtung, mich da ein bisschen drin zu verlieren, also Dinge wie meine sozialen Kontakte zu vernachlässigen“, sagt er. Vor dem Examen in seiner Ausbildung sei er schon einmal in einer ähnlichen Situation gewesen, „und diese Erfahrung hat mir geholfen, das jetzt nicht aus den Augen zu verlieren“. Deshalb versucht er nun aktiv, sich mehr Freizeit zu gönnen. Der Plan: „Ich dachte mir, wenn ich hier in Kiel schon das Meer vor der Tür habe, sollte ich das auch nutzen. Deshalb will ich mich im akademischen Ruderverein anmelden.“

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