Endemische Ausbreitung

Erstmals in Berlin: West-Nil-Virus nachgewiesen

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Berlin -

Das West-Nil-Virus ist in Berlin nachgewiesen worden. Es ist Deutschlandweit der zweite bekannte Fall in diesem Jahr. Nachgewiesen wurden die Erreger bei einem Habicht durch das Landeslabor Berlin-Brandenburg. „Es ist davon auszugehen, dass das Virus in ganz Berlin endemisch vorkommt", so die Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz. Das Problem: Das Virus ist auf den Menschen übertragbar. Forschende haben nun ein Frühwarnsystem entwickelt.

Das West-Nil-Virus (WNV) ist ein durch Mücken übertragener Krankheitserreger, der hauptsächlich Vögel betrifft. Die Infektion kann aber auch auf Säugetiere und Menschen übertragen werden. Mittlerweile hat sich das Virus aber in verschiedenen Teilen der Welt entwickelt, unter anderem auch Deutschland. Auch in diesem Jahr konnten bereits WNV-Fälle nachgewiesen werden.

Der erste Fall dieses Jahres in Deutschland wurde bei einem Greifvogel Brandenburg registriert. Die Mehrzahl der Infektionen im vergangenen Jahr wurde in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen sowie in Thüringen nachgewiesen. Aufgrund der Ausbreitungsgefahr haben Forschende sich damit beschäftigt, wie man möglichst früh vor Infektionsrisiken warnen könnte.

Forschende entwickeln Frühwarnsystem

Oliver Chinonso Mbaoma, Dr. Stephanie Thomas und Prof. Dr. Carl Beierkuhnlein vom Lehrstuhl für Biogeografie der Universität Bayreuth haben ein Modell entwickelt, welches als Frühwarnsystem dienen könnte. Das räumliche und zeitliche Infektionsrisiko mit dem WNV in Deutschland kann anhand des Modells simuliert werden.

„Die Ergebnisse bilden bisherige Gebiete mit WNV-Fällen gut ab und zeigen weitere Gebiete im Westen von Nordrhein-Westfalen, Ober- und Mittelrhein sowie einzelne Landkreise in Bayern auf, in denen eine Übertragung aus klimatischer Sicht von Juli bis Ende Oktober möglich wäre“, so die Forschenden.

„Unsere Ergebnisse legen den Grundstein für ein Frühwarnsystem für Infektionskrankheiten, deren Übertragung durch die steigenden Temperaturen begünstigt wird. Das Modell kann dem öffentlichen Gesundheitsdienst dabei helfen, Präventionsmaßnahmen zu treffen. Zudem kann die Ärzteschaft anhand der Risikolage die Differentialdiagnostik anpassen“, erklären die Wissenschaftler:innen.

In den meisten Fällen verursacht das Virus beim Menschen eher milde Symptome, die einer Erkältung gleichkommen. Die Symptome zu einem harmlosen Infekt verhalten sich analog. Hier droht Verwechslungsgefahr.

Typische Symptome des WNV können sein:

  • Kratzen im Hals
  • Unwohlsein
  • Kopfschmerzen
  • Husten, Schnupfen und Heiserkeit
  • seltener Fieber

In seltenen Fällen kann es aber zu schwerwiegenderen Erkrankungen kommen, darunter Enzephalitis und Meningitis.

Inkubationszeit und Behandlung

Die Inkubationszeit beträgt zwischen zwei und 14 Tage. Etwa die Hälfte der Erkrankten entwickeln zudem einen blassen röteln- oder masernähnlichen Hautausschlag, der sich vom Stamm zum Kopf und zu den Gliedmaßen ausbreitet. Expert:innen gehen aufgrund der häufig symptomlosen Erkrankung aber von einer Dunkelziffer nicht erkannter Ansteckungen aus.

Ältere Menschen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind besonders gefährdet. Sie sollten sich laut RKI in der Saison in betroffenen Gebieten, besonders vor Stichen zu schützen.

Das Tragen von langärmliger Kleidung, die Verwendung von Insektenschutzmitteln und das Vermeiden von Aufenthalten im Freien während der Dämmerung und Morgendämmerung gelten als wichtigste Maßnahmen.

Behandlung

Es gibt derzeit keine spezielle antivirale Behandlung für das WNV. Die Behandlung konzentriert sich wie bei einer harmlosen Sommergrippe hauptsächlich auf die Linderung der Symptome und die Unterstützung des Körpers bei der Genesung.

Insbesondere liegt der Fokus auf der Befeuchtung des Rachenraumes und der Wiederherstellung des Sekretfilms. Für die Nase sind befeuchtende isotonische Sprays auch schon zur Prävention gut geeignet. Ruhe, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Schmerzmittel zur Linderung von Kopf- und Gliederschmerzen sowie rezeptfreie Medikamente zur Verringerung von Husten und verstopfter Nase können hilfreich sein.

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