Am Ostermontag war im hessischen Künzell in der Turm-Apotheke viel los. Nicht nur, dass viele Kundinnen und Kunden mit Krankheitsbeschwerden in die Offizin kamen. Der 1. April war für Christian Engel auch der erste Arbeitstag in der neuen Apotheke des Familienverbunds.
Der Notdienst am Ostermontag sei „sehr anstrengend“ gewesen, sagt Engel. Der 31-Jährige Apotheker verantwortet die Filiale. Inhaberin ist seine Mutter, Barbara Engel. Der Einstieg war aufregend, denn man finde sich in der neuen Umgebung noch nicht so zurecht wie etwa in den beiden vertrauten Betrieben. Die Sonnen- und die Biligrim-Apotheke gehören bereits seiner Mutter – mit der Turm-Apotheke sind alle Apotheken in dem Ort in Familienhand.
Nach 18 Jahren entschlossen sich die bisherigen Inhaber Bernd Tünsmeyer, Uwe Markschies und Maximilian Traut, den Standort abzugeben. „Wir hatten schon immer ein kollegiales Verhältnis im Ort und die Übernahme hat sich so ergeben“, sagt Engel. „Es hat hier nie einen Preiskampf gegeben, der ja ohnehin in einer Arbwärtsspirale für alle endet, sondern wir haben friedlich miteinander coexistiert.“ Das Team sei übernommen worden.
So stand Engel am Montag auch nicht alleine in der Offizin. Er wurde von einer Apothekerin und einer PTA unterstützt. Die Nacht stemmte er alleine. Auffällig seien die vielen Fragen nach Mitteln gegen Augeninfektionen oder Brechdurchfall gewesen, sagt er. Sonst habe es die obligatorischen Anrufe gegeben, ob die Apotheke Notdienst habe.
Die Übernahme der dritten Apotheke im Ort war Engel wichtig. „Ich hätte es schade gefunden, wenn der Standort schließt. Es hätte die Versorgung verschlechtert, Arbeitsplätze wären weggefallen.“ Künzell sei ein Stadtrandgebiet und mit drei Apotheken und entsprechend vielen Großhändlern könne man Lieferengpässe besser überbrücken.
Wir werden uns weiterhin durchbeißen.
Engel wird die Betriebe perspektivisch von seiner Mutter übernehmen. „Ich wollte schon immer Apotheker sein“, sagt er. „Mir macht die Arbeit Spaß, auch wenn ich mehr verwalte und Begründungen für die Krankenkassen schreibe, als pharmazeutisch zu arbeiten. Das kommt zu kurz und ist schade.“
Der 31-Jährige will Kolleginnen und Kollegen Mut machen: „Es wird immer Kunden geben, die die Vor-Ort-Apotheken als Ansprechpartner brauchen, auch wenn Einzelapotheken politisch momentan nicht so gewollt sind. Wir werden uns weiterhin durchbeißen.“
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