Apotheke an der Mathildenhöhe wird 20

Erste Adresse für Eichhörnchen

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Berlin -

Alexander Jaksches Unternehmen feiert Geburtstag: Vor 20 Jahren übernahm er die Apotheke an der Mathildenhöhe in Darmstadt. Der Beagle-Besitzer hat sich auf Tiermedizin spezialisiert. Sein ungewöhnlichster Kunde war ein Eichhörnchen.

Beziehungsweise der Mensch, der es, verlassen von der Mutter, fand, aufnahm und nicht wusste, wie man es fachkundig betreut. Apotheker Jaksche weiß, wie es geht. Er hatte zwar leider keine Ersatzmilch im Angebot, aber wusste, wo der tierliebe Finder Hilfe bekommen konnte. Das Wissen des Apothekers hat sich in und um Darmstadt mittlerweile herumgesprochen. Vor sieben Jahren hat er entschieden, sich auf Tiermedizin zu spezialisieren. Das fehlte in der Stadt. Und so machte sich der Apotheker auf und begann fleißig, Wissen einzusammeln. Das war nämlich rar gesät. „Ich wollte mich gern fortbilden, es gab aber keine Unterlagen.“

Also nahm er das Ganze selbst in die Hand. Mittlerweile können die Kollegen bei Jaksche nachlesen, er hat ein Buch zum Thema geschrieben: „Vierbeinige Lieblinge in der Apotheke“. Auch die Kunden wissen zu schätzen, dass sie in der Apotheke an der Mathildenhöhe gut beraten werden, wenn es dem Hund oder der Katze nicht gut geht. „Wir haben Kunden, die zum Teil 30 bis 40 Kilometer weit anreisen.“

Der häufigste Rat, den der Apotheker allerdings erteilt, klingt so: „Bitte bringen Sie das Tier zum Tierarzt.“ Er erklärt: „Wir Apotheker dürfen nicht diagnostizieren. Deshalb heißt es bei uns im Zweifelsfalle immer: Gehen Sie bitte zum Arzt.“ Mit Erkrankungen wie Fieber oder Durchfall sei nicht zu spaßen. Die häufigsten Problemthemen seiner tierischen Kunden sind Magen-Darm, Fellprobleme sowie Zecken und Flöhe. „95 Prozent der Tiere sind Hunde und Katzen.“

 

Mittlerweile gibt Jaksche sein Wissen weiter, hält zum Beispiel als berufsbegleitende Maßnahmen für PhiP Vorträge in Sachen Tiergesundheit. Auch bei den Apothekerverbänden Hessen und Baden-Württemberg ist er als kompetenter Experte bekannt und hält Vorträge.

Um sich für die Zukunft zu rüsten und ein weiteres Standbein zu haben, eröffnete Jaksche im vergangenen Oktober seinen Webshop. „Wir beliefern Kunden via Fahrradkurier in Darmstadt. Der Webshop wächst langsam“, sagt er. Der Apotheker ist überzeugt davon, dass man eigene Ideen entwickeln muss, um im Wettbewerb zu bestehen. „Die Tiergesundheit ist ein Vorteil gegenüber den Mitbewerbern“, sagt er. Auf die Politik hofft er längst nicht mehr. „Ich fühle mich von der Politik total im Stich gelassen.“ Und tröstet sich sogleich selbst: „Aber jammern macht es auch nicht besser.“ Er liebt seinen Beruf. „Kein Tag ist wie der andere. Und wenn man am Tag zehn Packungen Aspirin verkauft, so verkauft man die zehnte Packung anders als die erste, weil es ein anderer Kunde mit anderen Bedürfnissen ist.“

Wenn er sich zum 20. Geburtstag etwas wünschen dürfte, wäre das „ein bisschen mehr Respekt“ vor dem Beruf. Besonders, wenn Notdienst ist. Wie viele seiner Kollegen ärgert auch er sich über die mangelnde Wertschätzung, die viele Kunden an den Tag legen. „Mittlerweile wird es als Selbstverständlichkeit betrachtet, dass Arzneimittel nach Hause gebracht werden. Auch nachts.“ Dass ein Apotheker nicht einfach den Notdienst verlassen kann, um auszuliefern, leuchtet nicht jedem ein. Doch es gibt auch positive Beispiele, die den Ärger vergessen lassen: „Ich hatte einmal zu Weihnachten Notdienst, da waren die Kunden zu 98 Prozent höflich und zuvorkommend. Und ich habe von Fremden drei kleine Geschenke bekommen.“ Als ein Kunde einen kleinen Schoko-Nikolaus durch die Klappe reichte, war Jaksche gerührt. Und wieder einmal sicher, den richtigen Beruf gewählt zu haben.

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