Birgit Kuttruff-Soffel hat ihre Schellenberg-Apotheke im baden-württembergischen Hüffingen an Tochter Sarah Mast übergeben. Die 34-Jährige übernimmt damit einen echten Familienbetrieb und will das Vermächtnis ihrer Mutter fortführen – allerdings nicht ohne Neuerungen.
Nach 30 Jahren übergab Kutruff-Soffel Anfang des Jahres die Leitung der Apotheke an ihre Tochter, um sich vor allem auf beratende Tätigkeiten zu konzentrieren und sie zu unterstützen. „Meine Mutter hat die Apotheke 1995 übernommen und sie zu dem gemacht, was sie heute ist.“
Für die junge Apothekerin ist ihre Apotheke ein echter Familienbetrieb. Was sie damit meint, wird deutlich, als sie über das Apothekenteam spricht: „Die Mitarbeiter kennen mich seit meiner Geburt.“ Das Team ist für sie wie eine Familie und die Schellenberg-Apotheke ihr Zuhause. „Sie haben alles mit mir erlebt: das Aushelfen mit 16/17, Abitur, Ausbildung und Studium.“
Mast startet ihre Selbstständigkeit mit viel Rückenwind: „Ich habe hier ein fantastisches Team, das ist unbezahlbar.“ Für sie steht und fällt der Erfolg einer Apotheke mit den Mitarbeitenden. Gutes Personal zu finden, sei schwer, es zu halten, noch schwerer. Viele Kolleg:innen sind seit über 20 Jahren dabei, sagt sie. „Ohne dieses Team würde die Apotheke nicht bestehen.“
Bereits als Kind erlebte Mast den Apothekenbetrieb hautnah: „Früher war alle acht Tage Notdienst, und ich wollte immer mit dabei sein und in der Apotheke übernachten“, erinnert sich die neue Inhaberin der Schellenberg-Apotheke. Auch als Jugendliche durfte sie ihre Mutter bereits im Betrieb unterstützen. Dabei erhielt sie Einblicke in die Rezeptur – das, was sie schließlich am PTA-Beruf besonders faszinierte.
Dass die 34-Jährige das Geschäft ihrer Mutter einmal weiterführen würde, war trotz ihres Interesses für Salben, Kapseln und Co. nicht von Anfang an klar. Zunächst absolvierte sie ein Lehramtsstudium. „Ich musste dann aber feststellen, dass der Beruf nicht das Richtige für mich ist. Ich habe dann gedacht: Bevor ich jetzt wieder ein neues Studium anfange, bei dem ich nicht weiß, ob es das Richtige für mich ist, mache ich erstmal eine Ausbildung.“ Gesagt – getan: Mast ließ sich zur PTA ausbilden und arbeitete schließlich im Betrieb ihrer Mutter.
Doch dabei sollte es nicht bleiben: „Sie hat mich dann ermutigt, Pharmazie zu studieren.“ Mit 27 Jahren begann Mast ihr Studium und schloss es in Regelstudienzeit ab. Das sei zwar nicht immer einfach gewesen, aber sie hatte einen Antrieb: „Ich wusste, dass meine Mutter dringend Hilfe in der Apotheke gebraucht hat. Und wenn sie mich schon im Studium unterstützt, wollte ich schnell fertig werden, um ihr im Betrieb zu helfen.“ Für die heute 34-Jährige ist es keineswegs selbstverständlich, während des Studiums gefördert zu werden und schließlich die Apotheke übernehmen zu dürfen. „Für ihre jahrelange Unterstützung bin ich meiner Mutter unendlich dankbar.“
Heute profitiert das Mutter-Tochter-Duo voneinander: „Wir arbeiten beide in Teilzeit und ergänzen uns.“ Die junge Inhaberin hat zwei kleine Kinder; ihre Tochter wurde zwei Monate nach dem dritten Staatsexamen geboren, ihr Sohn im Juli vergangenen Jahres. Kurz darauf begannen die Vorbereitungen zur Geschäftsübernahme der Schellenberg-Apotheke. „Ich muss für die Apotheke da sein, für die Apotheke brennen. Das würde nicht ohne den Rückhalt meines Mannes funktionieren, der sich um die Kinder kümmert.“
Die Apotheke ist für Mast mehr als nur ein Betrieb: „Es ist das Vermächtnis meiner Mutter, mit den Mitarbeitenden, die meine Familie sind. Meine Mutter hat sich einen sehr guten Ruf erarbeitet, die Menschen kommen gerne zu uns. Wir sind eine Apotheke, die sich trotz schwieriger Zeiten hält. Genau dieses Lebenswerk möchte ich fortführen.“
In den 30 Jahren, in denen Kutruff-Soffel die Apotheke leitete, wurde der Betrieb zweimal renoviert – einmal nach der Übernahme im Jahr 1995 und dann 2020. Auch das hat die Übernahme Anfang des Jahres erleichtert „Den Betrieb vor der Pandemie, der Inflation, dem Ukraine-Krieg und der Corona-Krise zu renovieren, war ein absoluter Glücksfall“, erklärt Mast. Heute ist die Schellenberg-Apotheke mit einem Rowa und einer vergrößerten Offizin topmodern ausgestattet. „In der heutigen Zeit hätte ich es mir nicht leisten können, die Apotheke so zu renovieren, wie sie jetzt ist.“
Als Mutter von zwei kleinen Kindern ist es der neuen Inhaberin ein Anliegen, ihre Apotheke zur Anlaufstelle für junge Familien zu machen: „Wir sind als babyfreundliche Apotheke zertifiziert und spezialisieren uns auf junge Familien, Schwangere und Stillende. Das ist unser neuer Fokus.“ Das spiegelt sich nicht nur im neuen Logo der Apotheke wider: Auf dem Instagramaccount der Apotheke kooperiert sie auch mit dem Roten Kreuz, um Aufklärungsarbeit zu leisten.