Die unsichere Zukunft in Syrien hat Basma Najmeh vor fünf Jahren veranlasst, nach Deutschland zu kommen. Die Pharmazeutin erarbeitete sich in dieser Zeit ihren großen Traum von einer eigenen Apotheke. Vor einem Monat übernahm sie die traditionsreiche Adler-Apotheke in Lünen in Nordrhein-Westfalen.
Najmeh wollte immer selbstständige Apothekerin werden. Nach dem Studium in Syrien bildete sie sich im Bereich Apothekenleitung weiter. Die seit Jahren andauernde Krise im eigenen Land ließ sie jedoch zweifeln: „In Syrien herrscht Krieg. Dort gibt es leider keine sichere Zukunft.“ Sie entschloss sich, ihrem Bruder nach Deutschland zu folgen. In den vergangen fünf Jahren lernte sie deutsch, ließ ihren Studienabschluss prüfen und erhielt letztlich die Berufserlaubnis.
Die anfänglichen „Barrieren“ seien überwunden, freut sich die 32-Jährige. „Es war nicht so einfach, aber ich habe es nach und nach hinbekommen.“ Seit mehr als drei Jahren war sie als Vertretungsapothekerin in mehreren Bundesländern tätig. „Ich habe so viele Apotheken und verschiedene Systeme gesehen“, sagt sie. Dabei konnte sie viel Erfahrung sammeln. „Bei meiner Vorgängerin habe ich seit anderthalb Jahren regelmäßig Nacht- und Notdienste übernommen.“
So entstand der Kontakt zur Adler-Apotheke, die 1690 gegründet worden war. „Die Apotheke hat eine beeindruckende Geschichte“, sagt die neue Inhaberin. Auch die Dekoration im Innenraum sei „toll“. In der Offizin stehen alte Apothekengefäße in historischen Holzregalen. Etwas modernisieren will Najmeh den Betrieb. Sie werde das Lager optimieren, damit Kunden beispielsweise Arzneimittel so schnell wie möglich mitnehmen könnten.
In diesem Service sieht die junge Apothekerin einen Vorteil gegenüber dem Onlinehandel. Bei Versandapotheken müssten Kunden mitunter ein bis zwei Tage oder länger auf ihre Arzneimittel warten. Gerade weil der Druck aus dem Internet steige, könnten die Vor-Ort-Apotheken in diesen Fällen und mit guter Beratung ihre Stärke zeigen. „Wir müssen zusammen kämpfen, damit die Apotheke vor Ort bleibt.“ Denn eine Internetapotheke könne im Notfall niemanden direkt helfen. Wenn noch mehr Apotheken schließen müssten, sehe es für die Zukunft der Kunden düster aus. „Die Leute brauchen ihre Apotheke vor Ort.“
Personaltechnisch sei sie mit einer Approbierten, drei PTA und einer PTA-Praktikantin aktuell gut aufgestellt. Deshalb würden in der kommenden Woche die Öffnungszeiten etwas verlängert. Zudem denkt Najmeh über eine Rabattaktion als „Dankeschön“ nach. „Ich habe soviel Unterstützung bekommen, da möchte ich etwas zurückgeben.“ Sie überlegt, auf das Freiwahlsortiment Nachlässe zu gewähren.
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