Im Juli 2021 hat Sonja Krechting die Petri-Apotheke in der hessischen Kleinstadt Gelnhausen übernommen. Doch nachdem sie bereits im vergangenen November Insolvenz anmelden musste, schließt sie ihre Apotheke nun Ende September. Während der Corona-Pandemie seien zu viele ihrer Kund:innen zu Versendern abgewandert, sagt sie. Bei den Preisen konnte sie nicht mithalten.
Es kam so vieles zusammen, was der jungen Apothekerin den Start in die Selbstständigkeit verhagelte: eine Baustelle, die Corona-Pandemie, steigende Preise überall und die geringere Bereitschaft der Kund:innen, Geld auszugeben, genauso wie der Mangel an Personal. In der Petri-Apotheke werden daher die Türen am 26. September ein letztes Mal aufgeschlossen.
„Wir hatten das Problem, dass wir nach der Übernahme direkt eine Baustelle vor der Tür hatten, sodass vier Wochen die Hauptverkehrsstraße dicht war“, erinnert sich Krechting. Der Start war damit schon deutlich erschwert. Anschließend blieben durch Corona die Kund:innen aus. „Ich habe etwa 70 Prozent Rx, wodurch die Marge extrem gering geworden ist.“
Bei OTC-Präparaten habe sie hingegen wenig Spielraum: Viele Kund:innen sagten ihr direkt, dass sie bei den Preisen lieber online bestellen würden. „Da weiß ich nicht, wie ich da mithalten soll“, so die Noch-Inhaberin. „Wir haben das Problem in Corona-Zeiten bekommen. Die jungen Leute sind alle zu den Online-Apotheken gegangen.“
Hinzu kommt auch noch die Personalnot. Übernommen habe sie die Apotheke mit einer Altersstruktur um die 60 Jahre, zu ihrer „Spitzenzeit“ konnte sie ihr Team immerhin auf 13 Mitarbeiter:innen hochfahren. „Inzwischen sind vier in Rente – die bekomme ich nicht nach.“
Sie bietet auch Botendienst an, hat eine Apothekerin, die sie sich ab und an auf Minijob-Basis in die Offizin holt; vor allem um nach dem Notdienst keine 36 Stunden zu machen. Ansonsten sind sie als pharmazeutisches Personal zu dritt in der Offizin. Vom Samstagsdienst hat sie sich bereits befreien lassen.
In der Kleinstadt mit ihren etwa 24.000 Einwohner:innen wird die Versorgung durch andere Apotheken zwar weiterhin aufrecht erhalten, doch dem Stadtteil fehlt nun eine eigene Apotheke. Im Nachbarstadtteil ist ohnehin keine. Für die Kund:innen gebe es somit schon eine starke Veränderung. Daher informierte die Inhaberin diese auch kürzlich direkt über die Schließung: „Es ist mir als Chefin schwergefallen, diese Entscheidung mit allen einschneidenden persönlichen Konsequenzen zu treffen, doch die wirtschaftliche Situation der Apotheken in Deutschland wird zunehmend schwieriger“, schrieb sie in einer persönlichen Karte.
Aber es geht für alle weiter – auch für sie selbst: „Ich habe schon eine neue Stelle gefunden“, erzählt Krechting. Sie freut sich auf das Angestelltenverhältnis: „Weniger Stunden bei weniger Verantwortung“, das sei eine tolle Aussicht. Theoretisch bringt die Veränderung auch mehr Geld mit sich, doch: „Ich weiß ich noch nicht, ob jetzt drei Jahre lang mein Gehalt gepfändet wird. Das wird sich erst im Laufe des Prozesses herausstellen“, so die Apothekerin über ihr laufendes Insolvenzverfahren.
Auch für die Angestellten geht es weiter: Eine geht nun in Rente, eine hat wie die Chefin schon eine neue Stelle. Die dritte Verbliebene sucht zwar noch, wird aber definitiv auch noch etwas finden, ist sich Krechting sicher. Auch für die Apotheke mit langer Tradition – die Geschichte reicht bis ins Jahr 1774 zurück – hätte es weitergehen können. „Fast ein Jahr habe ich versucht, jemanden zu finden. Aber keine Chance.“
Bereut habe sie den Schritt nicht: „Ich habe viel gelernt, vor allem, was im Hintergrund passiert und man als Angestellte nicht sieht.“ Aber eine eigene Apotheke möchte sie nicht noch einmal haben. Ab dem 1. November geht es dann für sie im neuen Job los, zwischendurch kommt noch ihre Familie und hilft ihr bei der Abwicklung der Petri-Apotheke.
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