Ernährung

Experte warnt vor verborgenem Hunger

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Berlin -

Satt sein genügt nicht: Etwa 2,5 Milliarden Menschen weltweit fehlen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lebenswichtige Stoffe im täglichen Essen. Bei diesem Phänomen des „Hidden Hungers“ fehlten in erster Linie Eisen, Jod, Zink und Vitamin A in der täglichen Nahrung, sagt der Ernährungswissenschaftler Professor Dr. Hans Konrad Biesalski vom Food Security Center an der Universität Hohenheim.

Lebenswichtige Mikronährstoffen kämen zwar in einer ausgewogenen Ernährung ausreichend vor. „Aber wenn das Nahrungsangebot schmaler wird, läuft man Gefahr, dass sie nicht mehr genügen“, sagt Biesalski. „Was das für Konsequenzen hat, erkennen wir oft zu spät, weil sich der Hidden Hunger zunächst nicht äußert.“ Sicher sei: „Hungertote sind nur die Spitze des Eisbergs.“ Zu den drei bis vier Millionen Kindern, die jährlich an den Folgen des Hungers sterben, kämen bis zu zehn Mal mehr Kinder hinzu, die ständig am Rande des Abgrunds leben.

In Deutschland gebe es auch zahlreiche Menschen, deren Einkommen für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung nicht ausreiche. „Wie die Ernährung eines Kindes bis zum Ende des zweiten Lebensjahres in Deutschland aussieht – dazu fehlen bei uns die Zahlen“, sagt Biesalski. Experten müssten daher auf Daten anderer Länder zurückgreifen, beispielsweise aus den USA. Dort hätten Studien gezeigt, dass gerade Kinder aus armen Familien am Verborgenen Hunger litten. Als Folge seien sie beispielsweise schwächer, ihr Wachstum reiche nicht aus und ihre geistige Entwicklung hinke hinterher.

In Deutschland wiesen Studien in eine ähnliche Richtung: Das Dortmunder Institut für Kinderernährung habe im vergangenen Jahr in einer Studie mit 13.450 Kindern zwischen 3 und 17 Jahren gezeigt, dass in ärmeren Familien die Nahrungsvielfalt deutlich eingeschränkter sei. Niedriges Einkommen gehe häufiger mit Übergewicht bei Kindern einher. „Sehr energiereiche Lebensmittel sind häufig billiger als energiearme und enthalten darüber hinaus weniger lebenswichtige Mikronährstoffe“, sagt Biesalski.

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