Uniklinikum Münster

Ermittlung in 13 Todesfällen dpa, 18.07.2008 10:43 Uhr

Münster - 

Die Herzchirurgie am Universitätsklinikum Münster ist wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung in 13 Fällen ins Visier staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen geraten. Das Institut für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie sei am Donnerstag auf Weisung der Staatsanwaltschaft Münster durchsucht worden. Dabei seien unter anderem Patientenakten sichergestellt worden, sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer. Unter anderem sollen unerfahrene Operateure für schwierige Herztransplantationen eingesetzt worden sein.

Das Klinikum hält die Vorwürfe für unbegründet. „Wir haben sofort, als die Vorwürfe laut wurden, eigene Untersuchungen eingeleitet“, sagte eine Sprecherin. Diese hätten keinerlei Anhaltspunkte für Fehlverhalten der Mediziner ergeben. Zudem werde eine unabhängige Expertenkommission, bestehend aus Ärzten anderer Krankenhäuser, den Fall untersuchen und mit den Ergebnissen der eigenen Recherchen des Klinikums abgleichen. Das Institut genieße überregional einen exzellenten Ruf. Seit 1989 seien dort fast 50.000 Eingriffe am offenen Herzen vorgenommen worden. Die Sterblichkeit habe 2007 mit 2,2 Prozent klar unter dem Bundesdurchschnitt von 2,9 Prozent gelegen.

Nach Angaben der Ermittlungsbehörden gingen bei der Generalstaatsanwaltschaft in Hamm mehrere anonyme Schreiben ein, die sehr detailreiche Vorwürfe enthalten. Unter anderem sind Namen von Patienten, Gesundheitsdaten und Operationstermine genannt. Sie enthielten ferner dezidierte Schilderungen über angebliche Missstände bei Operationen, sagte Schweer. Zwei weitere anonyme Schreiben sind bei Hinterbliebenen von gestorbenen Patienten eingegangen. Den Schreiben waren vorgefertigte Strafanträge beigefügt. Die Hinterbliebenen hätten diese dann auch gestellt.

Nach der Durchsuchung des Instituts stehe nun die Vernehmung von Medizinern und Mitarbeitern als Zeugen oder als Beschuldigte an. Nicht ermittelt werde wegen des ebenfalls erhobenen Vorwurfes der Untreue. Der Einkauf angeblich zu teurer Waren habe sich als konform mit den Vergaberichtlinien des Klinikums erwiesen.