Energiekrise: Mit Fleecejacke in der Apotheke Sandra Piontek, 14.09.2022 15:04 Uhr
Morgendliche Temperaturen von 15 Grad in Teilen von Deutschland lassen den ein oder anderen schon frösteln. Seit dem 1. September gilt in Deutschland für sechs Monate die Energieeinsparverordnung der Bundesregierung. Licht aus, Türen zu und arbeiten bei 19 Grad – oder was bedeutet das für die Apotheke vor Ort? Ein Überblick wie Inhaber:innen auf die neue Situation reagieren.
Im Norden Deutschlands, in der Medica Apotheke in Kiel, muss noch kein/e Mitarbeiter/in frieren. Der Inhaber Dr. Rostami hat Glück, seine Apotheke befindet sich in einem Ärztezentrum. Geheizt wird per Fernwärme und noch sind angenehme 20 Grad in der Offizin. Die Räume sind normalerweise voll klimatisiert und könnten zur Not auch über die Klimaanlage mit warmer Luft beheizt werden. Schon vor der Energiekrise machte sich Rostami Gedanken über Sparmaßnahmen im Betrieb und rüstete zugunsten der Betriebskosten auf.
„Wir haben beispielsweise die Beleuchtung mit LED-Lampen ausgestattet, zudem sind unsere Monitore der Computer modern und sparen einen Teil der Energie. Ganz ausschalten kann ich sie natürlich nachts nicht.“ Die Schaufenster blieben beleuchtet. Die automatische Schiebetür sei programmiert auf selbstständige Schließung, sobald kein Kunde hindurchtritt. Die Kälte von draußen könne so etwas abgeschirmt werden. „Generell können wir die Kosten, die auf uns zukommen, nicht wegdrücken, aber wir versuchen uns anzupassen.“ Rostami ist sich bewusst, dass die Preise für Energie noch steigen werden, aber die Sparmaßnahmen dürften das Geschäft nicht kaputt machen. „Im Moment macht es keinen Spaß, wenn wir ehrlich sind. Maßnahmen, die aktuell möglich sind, haben wir ergriffen.“ Frieren solle jedenfalls niemand.
Arbeiten mit Monitorbeleuchtung
In einer Düsseldorfer Apotheke lässt sich ein ähnliches Bild zeichnen. Die morgendliche Außentemperatur betrug 16 Grad. Manche Mitarbeiter:innen sitzen im Büro ohne Licht, um Strom zu sparen, die Monitorbeleuchtung des Computers würde ausreichen. Apotheken ohne elektronische Türen können die Raumwärme besser halten als solche mit sich ständig öffnenden Türen im Offizinbereich. Bewusst sind sich hier ebenfalls die Mitarbeiter:innen, dass es in der Heizperiode zu Konflikten kommen könnte. Manche frösteln schon bei 19 Grad, wo auf der anderen Seite noch im T-Shirt gearbeitet wird.
Fleecejacke und Tee
Eine PKA in einer Lübecker Apotheke hat kürzlich die Fleecejacke wieder rausgesucht. „Ich weiß, es ist noch gar nicht richtig Herbst, wenn aber der Wind stark weht und ständig die Eingangstür offen steht, dann friere ich.“ Die Apotheke will erst heizen, wenn die Temperaturen noch weiter sinken und so Kosten sparen. Heißer Tee stehe jedoch jederzeit zur Verfügung. Die Angst vor hohen Kosten ist auch hier allgegenwärtig.