RKI-Statistik

Eine Krebsdiagnose pro Minute dpa, 23.02.2010 14:57 Uhr

Berlin - 

In Deutschland wird nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) in diesem Jahr fast jede Minute eine neue Krebsdiagnose gestellt. Die Experten gehen davon aus, dass Ärzte bei rund 450.000 Menschen bösartige Tumore entdecken werden. Am häufigsten trifft Männer dabei der Prostatakrebs, bei Frauen ist es Brustkrebs.

Bei den Hochrechnungen auf der Basis von Zahlen aus dem Jahr 2006, in dem 426.800 Menschen an Krebs erkrankten, spielt die demografische Entwicklung die entscheidende Rolle, teilte das RKI vor dem Deutschen Krebskongress mit. Es ist das erste Mal, dass die RKI-Statistiker eine Prognose für das laufende Jahr wagen. Bisher hinkten die Krebsdaten für Deutschland der Gegenwart immer um Jahre hinterher - zuletzt stammten sie aus dem Jahr 2004.

Im Vergleich zu 1990 ist die Zahl der jährlichen Krebsneuerkrankungen um fast 30 Prozent in die Höhe geschnellt - bei den Männern um 45 Prozent, bei den Frauen um 14 Prozent. Hauptgrund ist die Alterskurve. Bei den Männern ist das besonders spürbar. Durch die vielen Kriegstoten gab es bisher deutlich weniger Männer, die alt wurden. Nun kommt die „Babyboomer“-Generation langsam in das Krebs-Risikoalter ab 60.

Dem Gesundheitswesen droht deshalb eine Kostenexplosion. Allein zwischen 2002 und 2006 stiegen die Behandlungskosten bei Krebs nach Angaben des Bundes um 28 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro im Jahr. Grund dafür sind auch verbesserte aber auch teurere Behandlungsmethoden.

Um die Kostenlawine abzubremsen, setzt Krebskongresspräsident Professor Dr. Wolff Schmiegel auf maßgeschneiderte Therapien für Patienten. Vor einer Behandlung solle eine genaue molekularbiologische Analyse zeigen, auf welche Therapien der Kranke ansprechen würde. Bei Brustkrebs sei dieses Verfahren bereits etabliert, sagte Schmiegel. Er mahnte aber an, dass es in der Krebsforschung zu wenige Studien gebe, die unabhängig von der Pharmaindustrie finanziert würden.