Über 650 Jahre war die Löwen-Apotheke ein fester Bestandteil des Stadtbildes in Ulm. Doch am 30. September schließt der Betrieb nahe des berühmten Ulmer Münsters dauerhaft. Wirtschaftliche Turbulenzen, aber auch die Untätigkeit der Politik hatten Inhaber Andreas Maurer in den letzten Jahren schwer zugesetzt. Damit endet die Geschichte einer der ältesten Apotheken des Landes.
In Trier, da gebe es noch eine Apotheke, die rund 100 Jahre älter ist. Sonst gibt es deutschlandweit wohl kaum eine, die solange ununterbrochen geöffnet war wie die Löwen-Apotheke. Maurer hat die Geschichte seines Betriebes gründlich recherchiert. Doch nach 655 Jahren ist Schluss. Die Gründe dafür sind vielfältig: „Es kam alles zusammen. Wir hatten wirtschaftliche Schwierigkeiten, Probleme bei der Personalsuche, vor Ort einen starken Wettbewerb und die Politik machte es uns auch nicht leicht“, fasst Maurer zusammen.
Auch die eigentlich vorteilhafte Lage im Ulmer Zentrum habe viele ihrer Vorzüge verloren. Die Busse fahren an der Apotheke vorbei, die Ärzte ziehen aus der Stadt hinaus und konzentrieren sich in großen Ärztehäusern. „Eigentlich hätte ich nochmal in die Einrichtung investieren müssen. Aber ich mache den Job nur noch zehn Jahre. Wer weiß, ob ich in dieser Zeit den Kredit abbezahlt hätte“, so Maurer. Die Gespräche mit den Banken seien ernüchternd gelaufen, unter einer bestimmten Umsatzmarke wollten diese nicht mitmachen.
Hoffnungen setzte Maurer lange Zeit in die Politiker vor Ort. „Vor 15, 20 Jahren bekamen wir wenigstens noch Antworten auf unsere Briefe und E-Mails. So hatte sich damals sogar Horst Seehofer einmal persönlich bei uns gemeldet“, erinnert sich der Apotheker. Heute würden die Politiker nicht mehr selbst antworten, sondern sich wortreich von ihren Mitarbeitern vertreten lassen. Taten folgten den Erklärungen dann nie.
Auf dem Land sei dies noch anders, sagt Maurer. Er betreibt im nahegelegenen Lonsee die Sonnen-Apotheke, auch seine Frau führt in der Umgebung eine Apotheke. „Dort gibt es noch eine größere Wertschätzung für den Apothekerberuf. Die Kunden kaufen ganz bewusst bei ihrer Stammapotheke und nicht im Internet ein. Auch die Bürgermeister arbeiten stärker daran, die Apotheke und damit die Infrastruktur im Ort zu erhalten“, schätzt Maurer die Situation ein.
In den verbleibenden zehn Berufsjahren wollen sich Maurer und seine Frau auf die zwei ländlichen Betriebe konzentrieren. Dass er die Löwen-Apotheke schließen musste, schmerzt ihn dennoch. Der Apotheker betont, dass der Schritt unvermeidlich war: „In den 15 Jahren, in denen ich die Löwen-Apotheke geführt habe, ist es nicht gelungen, den Betrieb in die schwarzen Zahlen zu führen.“ Auch deshalb sei die Suche nach einem Nachfolger von Beginn an aussichtlos gewesen.
Die Kunden der Löwen-Apotheke hat Maurer bereits über seinen Schritt informiert. Viele reagierten betroffen, glücklich mache die Situationen niemanden, seufzt der Apotheker. Für die Mitarbeiter geht es in anderen Apotheken in der Stadt weiter. „Apotheker und PTA werden händeringend gesucht. Ich habe Anrufe von Kollegen bekommen, die sich nach meinen Angestellten erkundigt haben“, erzählt Maurer. Er selbst spürte, wie schwer die Personalsuche aktuell ist. Drei PTA-Stellen blieben in der Löwen-Apotheke unbesetzt.
Wirtschaftliche oder andere Probleme haben Maurer und seine Frau in ihren zwei verbleibenden Apotheken nicht. Der Optimismus des Pharmazeuten hält sich dennoch in Grenzen: „Wir wissen aktuell leider nicht, ob alles in zwei, drei Jahren noch Bestand hat.“
APOTHEKE ADHOC Debatte