Der Tod eines geliebten Haustieres kann für die Halter ein Schok sein und tiefste Trauer auslösen. Südkorea bietet ein Klonverfahren für Haustiere an – diese dürfen auch nach Deutschland eingeführt werden. Andere Länder ziehen nach – China baut aktuell die größte Klon-Klinik für Tiere auf.
Wenn Simone und Sven J. aus Sachsen von ihren beiden Hunden namens Marlon erzählen, schwingen Trauer und Freude gleichermaßen mit. Beide Gefühle lassen sich in diesem Fall nicht trennen, genauso wenig wie man die beiden Englischen Bulldoggen isoliert voneinander betrachten kann. Denn ohne die eine hätte es die andere nicht gegeben. Der 15 Monate alte Welpe Marlon ist Deutschlands erster Klon-Hund und kam am 11. September 2018 in einem Forschungslabor in Südkoreas Hauptstadt Seoul zur Welt. Sein Lebensspender war ein gutes halbes Jahr zuvor gestorben, als man ihm bei einer Routine-OP ein zu starkes Narkosemittel verabreichte.
Die J.s hielten Familienrat, informierten sich im Internet über eine Möglichkeit, Marlon weiterleben zu lassen, obwohl er tot war. Bei der südkoreanischen Firma Sooam Biotech Research Foundation, einem weltweit führenden Unternehmen für kommerzielles Hunde-Klonen, wurden sie fündig. Wenn man einmal eine solche Entscheidung getroffen hat, sei alles eine Frage der Zeit, sagt Sven J. Dann hat man maximal fünf Tage, um eine Gewebeprobe zum Institutdes Tiermediziners und Klonpioniers Hwang Woo Suk zu bringen.
Beim Klonen entnehmen die südkoreanischen Forscher das Erbgut aus einer Körperzelle des Spenderhundes und übertragen es in eine Eizelle, aus der zuvor der Zellkern entfernt wurde. Der im Labor erzeugte Embryo wird dann in die Gebärmutter eines anderen Tieres eingepflanzt, das ihn austrägt. Das hat seinen Preis. Ein Kunde muss dafür 100.000 Dollar hinlegen, gut 90.000 Euro. Sven J. ärgert sich darüber, dass sich anonyme Kritik im Internet vor allem an der Summe entzündete: „Wer sich einen Sportwagen für dieses Geld leistet, wird am Ende noch gefeiert.“ Es solle jedem überlassen bleiben, wofür er sein Geld ausgibt. An dem Grundpreis hat sich seit dem vergangenen Jahr nichts geändert.
Inzwischen hat sich die Aufregung um Deutschlands ersten Klon-Hund gelegt. Wegen des Trubels will die Familie lieber anonym bleiben. Seit April dieses Jahres lebt der neue Marlon in Mittelsachsen. „Er hat sich sehr gut eingelebt“, berichtet Sven J. Er selbst wäre schon zufrieden, wenn der Hund „50 oder 60 Prozent des alten Marlon“ hätte: „Er hat aber 100 Prozent. Wir hätten nicht für möglich gehalten, dass sein Verhalten und sein Charakter identisch sein könnten.“ Nur die Farbgebung sei an einer Stelle anders. Der Klon hat einen braunen Fleck über einem Auge, das Original trug ihn auf dem Kopf. „Man kann denken, es ist ein und derselbe“, sagt der Hundebesitzer. Marlon sei kerngesund, man habe Herz, Blut und andere Werte wiederholt überprüfen lassen.
Seit Gründung der Firma im Jahr 2006 bis heute wurden laut Sooam 1435 Hunde von dem Unternehmen erfolgreich geklont. Sooam beschäftigt sich auch mit dem Klonen von Kühen und Schweinen und arbeitet zurzeit an der „Wiederherstellung und Wiederansiedlung gefährdeter Hundearten und anderer Arten durch die Klon-Technologie“, wie es heißt.
Die Zahl der Kunden, die sich für das Klonen ihres Haustiers entscheiden, ist den Angaben zufolge aus langer Sicht gesehen stabil. Doch die Anfragen seien zahlenmäßig etwas zurückgegangen. „Der wichtigste Grund dafür ist, dass neue Unternehmen in den USA und China in den Markt eingetreten sind“, sagt die Sprecherin. Der größte Teil der Anfragen komme jetzt aus Großbritannien, Japan, Russland, China und Südostasien – vor zwei Jahren kamen über die Hälfte noch aus den USA.
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