„Im Falle eines Falles klebt Uhu wirklich alles“ – Der Werbespruch des bekannten Klebstoffherstellers stammt aus den 1930er Jahren. Apotheker August Fischer aus dem badischen Bühl hat den Uhu-Kleber erfunden. Nach acht Jahren Forschung präsentierte der Pharmazeut 1932 den weltweit ersten gebrauchsfähigen, künstlichen und glasklaren Alleskleber. Fischer vermengte dafür verschiedene Kunststoffe.
Fischer wird 1868 in Bad Buchau geboren. Im Jahr 1905 kauft er die Chemische Fabrik Ludwig Hoerth in Bühl, die Büro- und Farbmaterialien herstellt. Wie viele Familienunternehmen an der Grenze zum Elsaß und zu Lothringen verliert der Apotheker nach dem Ersten Weltkrieg den Absatzmarkt für seine Produkte an Frankreich.
Während er seinem ältesten Sohn die Geschäfte überlässt, verschwindet der Apotheker ins Labor, um an einem neuen Produkt zu werkeln. Fischer vermengt verschiedene Kunststoffe und erhält als Resultat den Alleskleber, den er – dem Trend für Büro- und Farbartikel folgend – nach einem Vogel benennt. Pelikan, Marabu oder Schwan-Stabilo sind weitere Beispiele.
Als Innovation gilt der glasklare Kleber im Hinblick auf bis dato herkömmliche Klebstoffe. Sie werden insbesondere aus Naturleimen, wie zum Beispiel Rinderknochen, produziert. Andere Kleber basieren auf Fischleim: Hierfür werden Fischinnereien ausgekocht. Der langwierige Herstellungsprozess des Leimsiedens, also des Kochens von flüssigem Klebstoff, rückt ab der Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Hintergrund.
Die Naturleime haften nicht an allen Materialien, sie lösen sich beispielsweise bei Glas und Metall. Fischers Kunstharz hingegen hält schnell und für lange Zeit sämtliche Stoffe zusammen. Mit der Fertigstellung des Produkts wird schon bald die Marketingtrommel angeworfen: Fischer soll etwa Tausende Schulen angeschrieben und mit Gratisproben versorgt haben.
Erstaunlich hartnäckig hält sich die Anekdote, dass Teile des Hindenburg-Zeppelins mit dem Alleskleber zusammengehalten wurden. Das imposante Luftverkehrsschiff verunglückt 1937 im kleinen US-Ort Lakehurst. Bei der Landung entzündet sich am Heck des Zeppelins ein Feuer – und damit das mit Wasserstoff gefüllte Luftschiff. Der Uhu-Klebstoff hatte damit aber nichts zu tun: Einige Historiker argumentieren, dass die Eisenlegierung für den schnellen Ausbrand verantwortlich war.
Das Bühler Unternehmen wird 1971 schließlich vom ehemaligen britischen Pharmahersteller Beecham gekauft. Nach einem Management-Buyout wird Uhu 1994 von der niederländischen Bolton-Gruppe übernommen. Uhu – Boltons Klebstoff-Division – beschäftigt heute weltweit rund 700 Mitarbeiter und vertreibt Produkte in mehr als 120 Ländern. Gemeinsam mit der Schwesterfirma Bison aus Holland bildet Uhu den wesentlichen Teil von Bolton.
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