Fipronil

Eier-Skandal: Schmidt weist Kritik von sich

, Uhr
Berlin -

Wer ist verantwortlich für den Eier-Skandal? Der Ausgangspunkt soll bei einem belgischen Hersteller liegen. Doch auch über die politische Verantwortung wird gestritten.

In der Affäre um giftbelastete Eier wehrt sich Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) gegen Kritik an seinem Krisenmanagement. „Die Lebensmittelüberwachung ist Aufgabe der Bundesländer. Trotzdem hat sich mein Haus unverzüglich eingeschaltet und befindet sich seit Bekanntwerden der Betroffenheit Deutschlands im engen Austausch mit den Behörden der Länder“, sagte Schmidt. Die Experten seines Hauses und der nachgeordneten Behörden seien „seit Tagen nahezu rund um die Uhr im Einsatz, um weitere Kenntnisse über den Sachverhalt zu erlangen und um den Informationsaustausch zwischen den Behörden sicherzustellen“, betonte der CSU-Politiker.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hatte ihm zuvor vorgeworfen, tagelang in der Versenkung zu verschwinden, während die Verbraucher verunsichert seien. Dazu sagte Schmidt, er persönlich halte es für nicht angezeigt, „mit diesem Thema Wahlkampf zu machen“. Zum Vorwurf, dass es nicht genügend Lebensmittelkontrolleure gebe, sagte Schmidt: „Es waren doch gerade die amtlichen Kontrollen, die den Vorgang aufgedeckt haben. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass Lebensmittelbetrug und kriminelle Energie nie zu 100 Prozent ausgeschlossen werden können.“

Mit Fipronil belastete Eier oder daraus erzeugte Produkte sind inzwischen in 14 Bundesländern gefunden worden. Die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd räumten am Freitag alle Eier aus den Regalen. Am Abend wurden außerdem erstmals verarbeitete Produkte zurückgerufen: Das Unternehmen Neue Mayo Feinkost rief sechs Salatprodukte zurück, für die Fipronil-Eier verarbeitet worden sein sollen.

Betroffen sind hier Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Vor allem in den Niederlanden war in Legehennenbetrieben das für diesen Zweck verbotene Insektengift Fipronil eingesetzt worden, viele der dort produzierten Eier wurden nach Deutschland verkauft.

Die giftige Substanz gelangte nach derzeitigem Stand der Ermittlungen über das Reinigungsmittel Dega-16 in die Ställe. Vermutlich hatte ein belgischer Hersteller Fipronil beigemischt. Ex-Agrarministerin Renate Künast fordert eine bessere Abstimmung zwischen Bund und Ländern bei Lebensmitteltests. „Dann kann nämlich jedes Bundesland seine Testkapazitäten auf andere Produktgruppen konzentrieren. So kommt man schneller zu einem Ergebnis“, sagte die Grünen-Politikerin. „Wenn es schnell gehen soll und umfassend sein soll, dann muss der Bundesminister dafür Sorge tragen, dass es ein abgestimmtes Vorgehen gibt.“

Ihrem Nachfolger Schmidt wirft Künast vor, er habe sich nach Bekanntwerden des Problems erst einmal nicht gekümmert. „Obwohl sich das Land entgeistert gefragt hat: Was machen eigentlich Läusebekämpfungsmittel in meinem Ei?“ Der Deutsche Bauernverband fordert Schadenersatz für alle Hühnerbetriebe, die von dem illegalen Fipronil-Einsatz betroffen sind. „Die betroffenen Landwirte dürfen nicht auf ihren Schäden sitzen bleiben und müssen entschädigt werden“, sagte der stellvertretende DBV-Generalsekretär Udo Hemmerling.

Ein weiteres Problem mit Eiern: Wegen des Verdachts auf Salmonellen rief das Regensburger Unternehmen Axvitalis in vier Bundesländern Eier aus Bodenhaltung zurück. Betroffen sind Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Hessen, wie es am Freitagabend auf der Seite lebensmittelwarnung.de hieß. Bei einer Untersuchung sei das Bakterium Salmonella enteritidis nachgewiesen worden.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Krebspatient holt Rezept wieder ab
Jaypirca: Lilly lässt Apotheker hängen
Neues Gebäude für Antikörper-Wirkstoff-Konjugate
Söder: Spatenstich bei Daiichi Sankyo
Mehr aus Ressort
Verfassungsbeschwerde abgewiesen
BVerfG: Kein Cytotect für Schwangere
Saison startete 3 Wochen früher
Klimawandel verlängert Stechmücken-Zeit
Bei kaum längeren Fahrzeiten
Bessere Schlaganfallversorgung möglich

APOTHEKE ADHOC Debatte