Darminfektionen

EHEC-Krise wird analyisert

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Der aggressive Darmkeim EHEC hat weltweit inzwischen 35 Menschen getötet, 34 in Deutschland, einen in Schweden. Eine Expertin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) betonte, es sei der heftigste jemals in der Region Europa registrierte EHEC-Ausbruch. In Deutschland beginnt die Analyse der EHEC-Krise.

Trotz eines Rückgangs der EHEC-Neuerkrankungen hält Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) weitere Todesfälle für möglich. „Weitere Todesfälle sind nicht ausgeschlossen, so schmerzlich das ist“, sagte Bahr der „Bild am Sonntag“. Er äußerte die Hoffnung, dass der Höhepunkt der Epidemie erreicht ist. Ein Wiederaufflammen der Seuche hält der Minister für „sehr unwahrscheinlich“.

Allerdings hält es Bahr für möglich, dass die Herkunft des Darmkeims nicht entschlüsselt wird: Erfahrungen zeigten, dass bei fast 80 Prozent der weltweit bekanntgewordenen EHEC-Ausbrüche die Ursache nie gefunden werde. Kritik am Informationsmanagement von Behörden und Politik wies der Gesundheitsminister zurück: „Die zuständigen Behörden haben umsichtig gehandelt.“

Zuvor hatte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD, Professor Dr. Karl Lauterbach, die Meldewege kritisiert. Er kündigte eine Untersuchung im Gesundheitsausschuss an. „Die Kliniken müssen in Zukunft jeden EHEC-Fall direkt per Mail an das Robert Koch-Institut melden“, so Lauterbach. Die bisherige Meldekette vom Gesundheitsamt vor Ort über das Landesgesundheitsamt an das RKI dauere mindestens eine Woche. Er kritisierte zudem, dass die Erkrankungen teils per Post gemeldet würden.

Die Kritik an Verzögerungen im Meldesystem ist auch beim RKI ein Thema. Man müsse darüber sprechen, sobald die Krise vorbei ist, sagte ein Sprecher der Behörde. Er räumte ein, dass Informationen auf elektronischem Wege den Empfänger schneller erreichen könnten. Insgesamt gebe es aber „keinen Anlass, sich zu beschweren. Das hat gut funktioniert“.

Mit Blick auf Neuinfektionen wollte der Sprecher noch keine Entwarnung geben. „Die Zahlen bewegen sich auf niedrigerem Niveau als zu Beginn. Es ist aber noch zu früh, um von einem stabilen Trend zu sprechen.“ So würden die Krankheitsfälle möglicherweise nur sinken, weil die Träger des Keimes nicht mehr verzehrt würden.

Der Sprecher bezeichnete die Epidemie und die schwere Verlaufsform HUS (hämolytisch-urämisches Syndrom) in Deutschland als bislang einzigartig. „Es gibt keine vergleichbaren Ausbrüche weltweit.“

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