Homöopathie

Geo: Pro und contra Alternativmedizin APOTHEKE ADHOC, 28.09.2015 08:26 Uhr

Berlin - 

Das Magazin Geo hat die Alternativmedizin für sich entdeckt. In der Oktober-Ausgabe berichtet das Magazin etwa über die traditionelle indische Medizin. Was kann Ayurveda - lautet die Frage. Im Vormonat ging es um Globuli und potenzierte Mittel in Form alkoholischer Lösungen – also Homöopatika, die einen festen Platz in der Apotheke haben. Professor Dr. Edzard Ernst sieht die Mittel kritisch – und das, obwohl er als Jungmediziner einst selbst Patienten mit weißen Kügelchen behandelte. Er sieht vor allem den unkritischen Einsatz von Alternativmedizin als ethisches Problem und warnt vor den Folgen.

„Homöopathie kann lebensgefährlich sein“, schreibt Ernst in einem Gastbeitrag, der in der September-Ausgabe des GEO-Magazins zu lesen ist. Darin greift er Pharmazeuten, Mediziner und Politiker gleichermaßen an. Apotheker verhalten sich nach Einschätzung von Ernst unmoralisch, wenn sie ihren Kunden „Placebo“ verkaufen.

Ärzte kritisiert er dafür, dass sie ihren Patienten zum Teil widerlegte Therapieformen anbieten, nur um Geld zu verdienen. Außerdem bemängelt er, dass es Politiker gebe, die die Alternativmedizin unterstützten, obwohl sie nicht das geringste medizinische Verständnis hätten.

Ernst sieht es daher als seine Pflicht an, vor Therapien zu warnen, die „nutzlos“ sind. Das sei eine „hoch ethische Aufgabe, die viel Geld sparen hilft“, schreibt der Mediziner. Zudem könnte dadurch Leid vermieden und sogar Leben gerettet werden. Denn im Gegensatz zu anderen erachtet er die Homöopathie durchaus als gefährlich: „Wenn etwa ein Schwerkranker sich für eine unwirksame Behandlung entscheidet, statt eine effektive Therapie zu wählen – dann können scheinbar harmlose Mittel lebensgefährlich sein“, schreibt Ernst.

Er erklärt zudem, dass viele Homöopathen keine Grenzen kennen würden. Als Beispiel führt er die Organisation „Homeopaths without Borders“ an, die homöopathische Mittel bei Opfern von Naturkatastrophen oder bei der Geburtshilfe in Elendsregionen wie Haiti einsetzen wolle. Andere Organisationen kritisiert er dafür, dass sie mit Globuli gegen Mangelernährung kämpfen oder Ebola-Patienten mit homöopatischen Mitteln heilen wollen.

Ernst hatte als Mediziner in den 1970er Jahren selbst in einem homöopathisch geführten Krankenhaus gearbeitet. In dieser Zeit habe er gelernt, mit weißen Kügelchen „Wunder“ zu vollbringen. „Bei vielen Patienten besserte sich der Zustand in beeindruckender Weise“, berichtet er. Die angewendeten Behandlungsmethoden habe er zu dieser Zeit aber kaum kritisch hinterfragt. Das machte Ernst viel später – und zwar als er in Exeter den Lehrstuhl für Komplementärmedizin aufbaute.

Jahrelang habe er dort zusammen mit seinen Mitarbeitern intensiv geforscht und etliche Therapieformen unter die Lupe genommen. Manche Verfahren der Alternativmedizin hätten dabei gut abgeschnitten. Insgesamt sei die Bilanz durchwachsen gewesen. Doch gerade für die Homöopathie seien die Ergebnisse ziemlich niederschmetternd gewesen.