UK-Drogenbeauftragter

„Ecstasy nicht gefährlicher als Reiten“ dpa, 02.11.2009 09:41 Uhr

London - 

Der Drogenbeauftragte der britischen Regierung David Nutt wurde mit sofortiger Wirkung seines Amtes enthoben - weil er Drogen verharmlost haben soll. In einer Vorlesung am renommierten Londoner King's College hatte Nutt Berichten zufolge gesagt, LSD, Ecstasy und Cannabis seien ungefährlicher als Alkohol und Tabak.

Die Einnahme von Ecstasy sei nicht gefährlicher als Reiten, sagte Nutt. Cannabis erzeuge „nur das vergleichsweise geringe Risiko“ einer psychischen Erkrankung. Auch seine Kinder hätten schon einmal Drogen genommen, berichtete der Pharmakologe. „Darüber bin ich nicht so besorgt wie über Alkoholkonsum.“ Zugleich kritisierte Nutt die staatliche Drogenpolitik, die den Erkenntnissen der Forschung widerspräche.

Innenminister Alan Johnson sah nach den Äußerungen das Vertrauen in Nutt zerstört und entband ihn umgehend von seinen Aufgaben. „Es ist wichtig, dass die Botschaft der Regierung klar ist und Sie als Beauftragter tun nichts, damit sie die Öffentlichkeit versteht“, schrieb Johnson an Nutt. „Die Art und Weise, wie Sie sich verhalten, steht im Widerspruch zu Ihren Verantwortungen.“

Der Pharmakologe bezeichnete die Entlassung als Wahlkampfmaßnahme. „Keiner behauptet, Drogen sind ungefährlich.“ Tabak und Alkohol als legale Droge auszunehmen, sei aber „künstlich“. Nutt hatte in seiner Vorlesung auch eine Skala mit allen legalen und illegalen Drogen nach ihren gesundheitlichen Schäden gefordert. „Wir brauchen eine breite und offene Diskussion über die wissenschaftlichen Nachweise und eine wohlüberlegte Debatte, warum wir Drogengesetze haben und ob sie ihre Aufgabe leisten.“

Alkohol steht in Nutts Skala an fünfter Stelle - hinter Kokain, Heroin, Schlafmitteln und Opium. Tabak kommt an neunter Stelle und damit weit vor Cannabis, dem Halluzinogen LSD und Ecstasy. Auf den Besitz illegaler Drogen stehen in Großbritannien bis zu sieben Jahre Haft und eine unbegrenzte Geldstrafe. Drogenhändler können zu lebenslanger Haft verurteilt werden.