Was hat die grassierende Ebola-Epidemie in Westafrika ausgelöst? Forscher des Robert Koch-Instituts (RKI) suchten im April in Guinea nach möglichen Ursachen. Hinweise fanden sie in einem hohlen Baum, in dem Fledermäuse lebten.
Der Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika geht einer Studie zufolge möglicherweise auf Fledermäuse zurück. Wie bereits bekannt war, erkrankte der vermutlich erste Patient – ein kleiner Junge – Ende Dezember 2013 in dem Dorf Meliandou in Guinea. Kinder dort hätten häufig an einem hohlen Baum gespielt, der von Fledermäusen der Art Mops condylurus bewohnt wurde, berichtet ein internationales Forscherteam um Dr. Fabian Leendertz vom RKI im Fachblatt „Embo Molecular Medicine“. Bisher galten Flughunde als wahrscheinlichste Ursache der Epidemie.
In Boden- und Ascheproben des zwischenzeitlich ausgebrannten Baumes fanden die Forscher die Erbsubstanz dieser Fledermäuse, die bereits bei früheren Ebola-Ausbrüchen als mögliches Reservoir diskutiert worden war. Von der Art ist bekannt, dass sie Infektionen mit dem Ebola-Virus überleben kann, zudem wurden in solchen Tieren auch Antikörper gegen den Erreger gefunden.
Die Wissenschaftler waren im April 2014 zum Ort des Ausbruchs im Grenzgebiet von Guinea nach Liberia und Sierra Leone gereist, um die Ursache der Epidemie zu ermitteln. Frühere Ebola-Ausbrüche gingen nach RKI-Angaben mit erheblichen Todesfällen unter Wildtieren einher, etwa bei Menschenaffen oder manchen Antilopen. Die Forscher prüften daher, ob sich die Dichte von Wildtieren in dem Gebiet verändert hatte, entdeckten aber keine Auffälligkeiten.
Den hohlen Baum fanden sie dann etwa 50 Meter entfernt vom Zuhause des mutmaßlichen ersten Ebola-Patienten. Befragungen der Bevölkerung ergaben, dass Kinder in dem Baum oft Fledermäuse fingen und mit ihnen spielten. Auch das Grillen der Tiere sei bei Kindern in der Gegend üblich.
Menschen in der Region hätten zwar oft Kontakt zu Flughunden, die bislang als wahrscheinliche Ursache des Ausbruchs galten, schreiben die Autoren. Aber der Junge könne sich auch beim Spielen an dem Baum angesteckt haben, in dem nachweislich Fledermäuse der Art Mops condylurus lebten. Diese Erkenntnis weite das Spektrum möglicher Ursachen der Epidemie aus.
Ob das Virus letztlich durch den Verzehr von Tieren oder Kontakt zu ihren Körperflüssigkeiten übertragen wurde, lassen die Forscher offen. Für Leendertz ist die Ansteckung ein „dummer Zufall“. Ausgerechnet ein infiziertes Tier zu essen oder mit dessen Körperflüssigkeit in Kontakt zu kommen, sei äußerst unwahrscheinlich.
Die Bevölkerung müsse über mögliche Gefahren von Fledertieren – also Flughunden und Fledermäusen – aufgeklärt werden, schreiben die Forscher weiter, aber auch über ihren großen Nutzen für das Ökosystem.
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