Ebola-Epidemie

Liberia: Schießbefehl an der Grenze dpa, 18.08.2014 18:27 Uhr

Monrovia - 

Die Flucht von Ebola-Patienten aus einer Isolierstation schürt in Liberia die Angst vor einer weiteren Ausbreitung der Epidemie. Wie die lokale Zeitung „Front Page Africa“ berichtete, hatten Bewohner der Armensiedlung West Point in der Hauptstadt Monrovia Kranke zur weiteren Versorgung mit nach Hause genommen. Die Patienten könnten nun weitere Menschen in dem dicht besiedelten Slum mit der Virus-Krankheit infizieren.

Viele Menschen in Monrovia werfen der Regierung vor, die Patienten nicht ausreichend zu versorgen. So berichtete eine Frau der Zeitung, ihr kranker Mann habe trotz Anrufen bei verschiedenen Stellen tagelang keine Hilfe bekommen, bis er gestorben sei.

In dem Slum nahe des Zentrums der Hauptstadt leben etwa 75.000 Menschen. Vergangene Woche hatte das Gesundheitsministerium angekündigt, das Areal unter Quarantäne zu stellen. Am Samstag hatte dann eine aufgebrachte Menge das Krankenhaus gestürmt und geplündert.

Die Situation in der Siedlung war Augenzeugen zufolge chaotisch: „Während ich spreche, ist die Polizeistation menschenleer. In West Point gibt es im Moment keine Sicherheit“, zitierte „Front Page Africa“ einen Anwohner.

Zusätzlich erschweren Gerüchte den Kampf von Helfern gegen das Virus: So gehen viele Liberianer davon aus, die Krankheit sei nur eine Erfindung der Regierung. Andere Gerüchte – vor allem aus ländlichen Gebieten – beschuldigen die Helfer unter anderem des Organraubs.

An der geschlossenen Grenze zu Sierra Leone erhielt die Armee laut einem Bericht der lokalen Zeitung „Daily Observer“ die Anweisung, jede Person in Sichtweite zu erschießen, die illegal das Land betreten wolle. Das Blatt beruft sich auf den stellvertretenden Stabschef, Oberst Eric Dennis. Mit der Anordnung soll dem Bericht zufolge die Einreise von potenziell an Ebola erkrankten Menschen verhindert werden.

In Liberia wütet die Ebola-Epidemie seit Monaten besonders heftig: In dem westafrikanischen Land gab es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bis zum 13. August 786 bestätigte und Verdachtsfälle, 413 Menschen starben an der Krankheit. Die Regierung hatte am 6. August einen dreimonatigen Ausnahmezustand verhängt. Insgesamt sind in den betroffenen Ländern Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria bis vergangenen Mittwoch mehr als 1100 Menschen an Ebola gestorben.