Fragmin P Forte (Dalteparin-Natrium) wird zur Prophylaxe tiefer Venenthrombosen und Lungenembolien eingesetzt. Für einen User auf Ebay scheint die Indikation kein Hindernis zu sein: Er verkauft das Rx-Präparat für 19,99 Euro zuzüglich 4,95 Euro Versand. Das beweist: Die Sicherheitsmaßnahmen der Plattform greifen weiterhin nicht. Denn: Eingestellt wurde das Angebot bereits am 17. August.
„Thrombosevorbeugung Injektionslösung Fragmin P Forte 5000 I.E., Preis ohne Rezept: 159 Euro“ – so lautet der schlichte Beschreibungstext eines illegalen Arzneimittelangebots auf Ebay. Weitere Informationen, wie die Beweggründe für den Verkauf oder Details zum Präparat, liefert der Verkäufer nicht. Die Haltbarkeit des Produkts müssen Interessierte den beigefügten Fotos selbst entnehmen. Aus diesen lässt sich auch erkennen, dass es sich offensichtlich um einen Reimport handelt.
Zumindest über den Angebotsreiter „Artikelmerkmale“ gibt der Verkäufer einige weitere Hinweise für potenziellen Käufer an. Hier wird deutlich: Er hätte beim Einstellen seines Angebots durchaus stutzig werden können. Auf den Verkauf von Injektionslösungen scheint Ebay nämlich nicht ausgelegt zu sein; „Anzahl der Tabletten: 10 Spritzen“ heißt es hier. Darüber hinaus gibt der Verkäufer unter anderem den Wirkstoff, den Hersteller und den Einnahmezeitpunkt an.
Der Beschreibungstext zum Artikelzustand fällt generisch aus; es scheint sich um ein nicht geöffnetes Produkt zu handeln. Zur bisherigen Lagerung von Framin P Forte verrät der private Anbieter nichts. Auch wenn die Injektionslösung nicht gekühlt werden muss, gibt Hersteller Pfizer vor, Temperaturen unter 25°C einzuhalten. Ob der Verkäufer diese Lagerbedingungen berücksichtigt hat, bleibt fraglich.
In puncto Rx-Handel läuft die Stellungnahme des Konzerns auf dieselben Punkte hinaus. Zwar gibt Ebay an, in Deutschland mit den zuständigen Behörden zusammenzuarbeiten. Konkret wird die Plattform dabei aber nicht: „Es handelt sich hierbei aufgrund der föderalen Organisationsstruktur Deutschlands um eine Vielzahl von Behörden.“
Bei Sanktionierungen von Verkaufenden will Ebay „die besonderen Umstände eines jeden Einzelfalls berücksichtigen“. Dies beinhalte zum Beispiel, ob es sich um private Verkaufende handelt, denen die gesetzlichen Bestimmungen womöglich unbekannt gewesen seien. „Zudem müssen wir auch berücksichtigen, wie das Verhalten der jeweiligen Verkäufer:innen in der Vergangenheit gewesen ist und, wie sich die Verkäufer:innen zukünftig verhalten werden“, erklärt der Online-Marktplatz.
Die Freie Apothekerschaft (FA) stellte in ihrer Auswertung für das Jahr 2023 fest, dass etwa 1600 verschreibungspflichtige Arzneimittel über Ebay und Kleinanzeigen verkauft wurden. Im Vergleich zum Vorjahr hat der unerlaubte Handel um rund 18 Prozent zugenommen. Das aktuelle Beispiel verdeutlicht, dass der illegale Verkauf von Arzneimitteln auf diesen Plattformen weiterhin ungehindert stattfindet.
Ebay beteuert, umfangreiche Maßnahmen getroffen zu haben, um Angebote mit unzulässigen Artikeln zu verhindern. Zudem werde versucht, Angebote, die vom System zunächst nicht blockiert wurden, zeitnah zu identifizieren und zu beenden. „Diese Maßnahmen gehen weit über das hinaus, was Betreiber von Online-Marktplätzen gesetzlich zu tun verpflichtet sind.“
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