Durch Zufall: BtM-Rezeptbetrug fliegt auf Katharina Brand, 19.06.2024 08:05 Uhr
Eine Kundin reicht in der Glückauf Apotheke im niedersächsischen Wietze bei Inhaberin Michaela Rond ein BtM-Rezept über Oxycodon ein. Was unscheinbar anmutet, entpuppt sich durch die wachsamen Augen einer Mitarbeiterin als bis dato erfolgreiche Masche einer Fälscherin. Der Ursprung liegt möglicherweise in der Arztpraxis.
Die Kundin legte eine Verordnung über Oxycodon 80 mg 100 Stück für ihre Mutter bei Rond vor. Zwar habe diese noch Tabletten; da sie aber gerade zu Besuch sei und die Verordnung demnächst verfalle, wolle sie es schon einmal für sie einlösen.
„Das Rezept an sich erschien mir völlig unauffällig“, kommentiert Rond. Dass der Schwindel überhaupt aufflog, ist einer ihrer Mitarbeiterinnen zu verdanken. Denn: Diese erkannte die Kundin wieder.
Fälschung fliegt auf
Dieselbe Geschichte hatte die Kundin bereits in Ronds Filiale, der Heide Apotheke in Wietze, erzählt. Arzt und Ausstellungsdatum auf der Verordnung stimmten mit der aus der Filiale überein, nur die angeführte Patientin unterschied sich. Auch in der Filiale behauptete die Kundin, dass sie das Rezept für ihre Mutter einlösen wolle.
Bei Abholung der Bestellung am nächsten Tag fiel einer Mitarbeiterin, die in der Mittagspause von der Heide Apotheke in die Glückauf Apotheke wechselte, die Kundin auf. „Meine Mitarbeiterin hatte sich gewundert, was die Kundin denn nun hier wolle, sie sei doch erst vor einer Stunde in der anderen Apotheke gewesen.“
Daraufhin inspizierten Inhaberin und Mitarbeiterin das Oxycodon-Rezept und die Ungereimtheiten fielen auf.
Weitere Ungereimtheiten
Ein Anruf in einer Apotheke im Nachbarort ergab: Auch dort wurde ein ähnliches Rezept, mit einem dritten Patientennamen, eingelöst. Bei Rücksprache mit der betroffenen Praxis am nächsten Morgen hieß es, dass sich die ausstellende Ärztin aktuell im Urlaub befinde und sie keine Rezepte für die genannten Patienten ausgestellt habe. Diese seien zwar bekannt, aber: Keine der Personen war in letzter Zeit in der Praxis vorstellig geworden.
„Die Praxismanagerin rief mich schließlich zurück und erklärte, dass in der Praxis wohl ein größeres Problem vorliege.“ Denn: Es sei zurzeit nicht auszuschließen, dass die Rezepte in der betroffenen Praxis tatsächlich ausgestellt wurden. Die Rezeptnummern fehlen der Praxis in der Dokumentation.
Die Polizei wurde eingeschaltet und die umliegenden Apotheken informiert. „Derzeit sieht es so aus, dass noch mindestens in vier weiteren Apotheken Rezepte eingelöst wurden“, schließt Rond.
Fälscherin zieht weiter
Am Donnerstagnachmittag tische die Fälscherin dieselbe Geschichte wieder auf – mit einem Rezept über Oxycodon. „Der Apotheker wurde hellhörig und hat den Personalausweis der Fälscherin kopieren können.“ Die Kopie leitete er an die Polizei weiter. Wegen laufender Ermittlungen ist bislang nicht bekannt, ob die Person mittlerweile gestellt werden konnte.