Organspende

DSO: Kritik aus den eigenen Reihen APOTHEKE ADHOC, 14.10.2011 17:53 Uhr

Berlin - 

Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) sah sich in dieser Woche massiver Kritik aus den eigenen Reihen ausgesetzt: Mitarbeiter der DSO haben sich in einer anonymen E-Mail an Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) und mehrere Bundestagsabgeordnete über die ineffiziente Arbeit der Führung ihrer Organisation beschwert. Auch von Vetternwirtschaft und Veruntreuung von Kassengeldern war die Rede. Die DSO will die Vorwürfe nun prüfen lassen.

In dem Schreiben erheben die DSO-Mitarbeiter schwere Vorwürfe gegen die beiden Vorstände: Von Konzeptlosigkeit, Ressourcenverschwendung und einem „Führungsstil nach Gutsherrenart“ ist die Rede. Außerdem würden durch „Selbstbedienungsmentalität und Vetternwirtschaft“ Krankenkassengelder missbraucht. Der schwerste Vorwurf: Die diesjährigen Spenderzahlen hätten unmittelbar mit der ineffizienten und demotivierten Arbeit innerhalb der Stiftung zu tun.

Die DSO organisiert den Ablauf der Organspende und stimmt die Abläufe der Spenden zwischen Kliniken und Transplantationszentren ab. Einer DSO-Statistik zufolge hat allein in diesem Jahr die Anzahl der gespendeten Organe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent abgenommen, im September lag sie bei 902. Die Zahl der entnommen Organe ging sogar um 12 Prozent zurück.

Die DSO hat inzwischen reagiert: Einen ursächlichen Zusammenhang zwischen den Vorwürfen und der rückläufigen Spenderzahl sei nicht erkennbar, heißt es in einer Mitteilung. Hinsichtlich der Veruntreuungsvorwürfe habe man einen externen Wirtschaftsprüfer engagiert, um eventuelle Unregelmäßigkeiten in den Bereichen „Beschaffungs-, Dienstreise- und anderen Regelungen des Vorstandes“ zu erkennen. Der Stiftungsrat habe sich zudem in Abwesenheit der beiden Vorstände bei mehreren Mitarbeitern über die Führungskultur informiert. Offenbar sieht man hier noch Verbesserungspotential: Zur „Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation“ werde es bald einen „extern moderierten Prozess“ geben.

Auch das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat inzwischen auf den Brief geantwortet. Aufgrund der rückläufigen Organspendezahlen und der sensiblen Wahrnehmung des Themas in der Öffentlichkeit müssten die Vorkommnisse umgehend aufgeklärt werden, so die Antwort an den Stiftungsrat. Das Regierungspräsidium Darmstadt als zuständige Stiftungsaufsicht untersucht eigenen Angaben zufolge nun, ob gegen Stiftungszwecke verstoßen worden ist.