Drohnen

Fliegende Blutkonserven Katharina Lübke, 08.10.2014 12:04 Uhr

Berlin - 

Mit GPS-gesteuerten Drohnen sollen in Frankfurt künftig Blutproben und -konserven transportiert werden. „Der Charme ist, dass wir lebensrettende Substanzen verschicken, keine Bücher“, sagt Dr. Dennis Göbel, Geschäftsführer der Agaplesion Frankfurter Diakonie-Kliniken. Zwei Fluggeräte sollen drei Kliniken beliefern. Damit wolle man in Notfallsituationen schnell reagieren können. Für den Betrieb fehlt jetzt noch die behördliche Genehmigung.

Zwei Fluggeräte der Firma HiSystems in Moormerland könnten gekauft werden. Bis zu vier Kilogramm, oder 20 Blutkonserven, kann der ARF OktoXL, ein Gerät mit acht Rotoren und einem Eigengewicht von 4,5 Kilogramm, tragen. Von der Blutbank ausgehend, die in einem der drei Krankenhäuser untergebracht ist, sollen die beiden anderen Häuser angeflogen werden. Laut Göbel fliegen sie bei jedem Wetter dank Navigation und Sensoren weitgehend selbstständig.

Die Drohne kostet rund 7000 Euro. „Absolut vertretbar“, sagt Göbel. Pro Flug kämen 50 Cent für den Strom dazu. Wenn sich der Betrieb etabliere, könnten auch andere Krankenhäuser mit den Drohnen beliefert werden. 16 Kliniken gebe es im Gebiet. In Betracht kämen aber eher kleinere Häuser, die keine eigene Blutbank hätten.

Gerade im Feierabendverkehr könnte mithilfe der Drohne Zeit gespart werden, so Göbels Hoffnung. In Notfällen sei dies besonders wichtig: 50 bis 70 Notfallfahrten zwischen Blutbank und Kliniken gebe es im Jahr. Auf die Idee ist Göbel im April bei einem Gespräch über Einsatzgebiete für Drohnen bei der Bundeswehr gekommen. „Wenn es einen Rechtfertigungsgrund für den zivilen Drohneneinsatz gibt, dann für Rettungseinsätze“, so der Arzt.

Im Juli erfolgte dann der erste und bislang einzige Test: „Wir mussten erst einmal prüfen, ob es möglich ist, das Blut in der Styroporkiste zusammen mit Gefrieraggregaten zu transportieren und die Drohne zu steuern. „Das hat wunderbar funktioniert“, sagt Göbel. Die Drohne wurde auf Sicht gesteuert, „in rund 30 Metern Höhe ein paar hundert Meter weit.“

Geplant ist jedoch der autonome Flug per GPS-Steuerung über vier bis sieben Kilometer. Ausprobieren könne man das jedoch nicht, dazu fehle die Genehmigung. Die Tests sieht Göbel dennoch als abgeschlossen an; es sei denn, die Behörden verlangten weitere. „Wir sind auf den Goodwill der Behörden angewiesen, aber wir sind grundsätzlich optimistisch“, so Göbel. „Wir gehen davon aus, dass wir direkt ausfliegen dürfen“, so Göbel.

Vor sechs Wochen hat er den Antrag beim Regierungspräsidium Darmstadt gestellt. Noch gebe es keine Rückmeldung. Die Behörde müsse für die Flugschneisen im Frankfurter Gebiet grünes Licht geben. Nach derzeitigen Planungen würden unter anderem der Hessische Rundfunk und das Polizeipräsidium überquert. Die Routen könnten aber angepasst werden.

Ob die Drohnen nur in Notfallsituationen eingesetzt oder der Einsatz auf den Routine-Betrieb ausgeweitet werden könnte, hänge von der Zulassung ab. „Wenn es die Möglichkeit gibt, die Geräte in der Routine einzusetzen, machen wir das“, sagt Göbel. Einen Absturz könne man zwar grundsätzlich nie ausschließen. Jedoch könnten die Risiken minimiert werden, etwa durch eine Änderung der Flugroute oder sonstige Sicherheitsvorkehrungen auch durch den Hersteller. Mit dem sei man diesbezüglich im Gespräch.

Bei HiSystems bietet man die Drohne zwar GPS-gesteuert und damit autark fliegend an. Jedoch wird darauf hingewiesen, dass immer ein Pilot in Sichtweite sein solle, um gegebenenfalls eingreifen zu können. Spontan auftretenden Hindernissen, wie etwa Vögeln, könne der Kopter nicht ausweichen, heißt es beim Unternehmen.

HiSystems entwickelt und vertreibt seit 2008 Hard- und Software für MultiKopter unter der Bezeichung „MikroKopter“. Die Drohnen des Unternehmens mit zehn Mitarbeitern kommen bislang vor allem bei Filmaufnahmen zum Einsatz, wie auch im Bereich Vermessung, wissenschaftliche Expeditionen, Immobilien-Aufnahmen und Wartungs- und Kontrollarbeiten.

Auch andere Hersteller und Dienstleister versuchen sich an den zivilen Drohnen. Erst Anfang des Monats hat Apoair seine Apothekendrohne auf den ersten „Freiflug“ geschickt. In knapp drei Minuten legte der Kopter mit Laborproben beladen und GPS-gesteuert eine Strecke von 800 Metern zurück. Die Deutsche Post testet derzeit unter Alltagsbedingungen an der Nordsee den Einsatz von Drohnen für die Medikamentenzustellung im regulären Betrieb. Auch die Internet-Riesen Google und Amazon entwickeln Roboter-Drohnen zur Paketzustellung.