Drohende Schließung wird zum Politikum Carolin Ciulli, 27.10.2024 08:01 Uhr
Ohne eine neue Filialleitung wird die Marien-Apotheke in Kamp-Bornhofen Ende des Monats schließen. Ein Bürgerverein sucht via Social-Media nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger und erntet dafür Kritik seitens der lokalen SPD. Dort spricht man von „blindem Aktionismus“ und „Verunsicherung“. Der Bürgerverein wiederum weist diese Vorwürfe zurück.
Mohamed Eldokhmaisy freut sich über den Rückhalt der Bürgerinnen und Bürger – doch leider gibt es bisher keine neue Filialleitung für den Inhaber. Im vergangenen Sommer übernahm er die Marien-Apotheke, seit 2020 ist er selbstständig, seine Hauptapotheke ist in Koblenz. Die dortige Apothekerin will lieber in der Stadt bleiben und die Filialleiterin kündigte, weil sie umzieht.
Der Bürgerverein „Wir für Kamp-Bornhofen“ (WfKB) startete über Facebook einen Aufruf und suchte eine neue Leitung. Dieses Engagement stieß beim SPD-Ortsverband Kamp-Bornhofen auf Kritik. Im Gemeindeblatt Loreley-Echo schrieb die SPD-Gemeindefraktion zur drohenden Apothekenschließung: „Unabgestimmte Aufrufe in den sozialen Medien sind Ausdruck blinden Aktionismus und führen eher zu Verunsicherung, als sie zur Lösung des Problems beitragen.“
Kritik an Bürgerverein
Derartige Alleingänge „politischer Mitstreiter“ würden der „Ernsthaftigkeit der Sache nicht gerecht“. In Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister werde die Fraktion das Thema weiter bearbeiten. Zuvor wird aufgezählt, was bereits für einen Fortbestand der Arzneimittelversorgung vor Ort getan wurde.
WfKB-Fraktionsvorsitzender Uwe Girnstein betont, dass es bei dem Fall „nicht um die politische Debatte“ gehe, „sondern um die Sicherstellung der lokalen Medikamentenversorgung, die für die Gesundheit unserer Bürger von entscheidender Bedeutung sei. „Die SPD-Fraktion ärgert sich nur, weil wir schneller waren.“ Die Initiative als politisch motiviert darzustellen, werde als unfassbar, ungeheuerlich und unprofessionell empfunden.
Bürgerverein lobt Apotheker
„Natürlich ist uns klar, dass die Suche nach einer Filialleitung nicht sehr aussichtsreich ist“, sagt Girnstein. Aber man wolle den Apotheker, der ein Musterbeispiel für Integration sei, unterstützen. „Wir können ihn nicht einfach hängen lassen, die Chance ist gering, aber vorhanden.“