Rauschgifte

Drogenkonsumenten werden älter dpa, 10.11.2010 14:03 Uhr

Berlin - 

Immer mehr Drogenkonsumenten in Europa sind über 40 Jahre alt. „Der Drogenmissbrauch ist kein Jugendphänomen mehr“, so der Leiter der EU-Drogenbeobachtungsstelle, Wolfgang Götz. Etwa jeder fünfte Drogenkonsument, der sich in Europa in Behandlung gibt, sei inzwischen älter als 40, in manchen Ländern sei es fast jeder Dritte.

Grund dafür sei die alternde Bevölkerung. In den 1980er-Jahren seien viele junge Leute an Heroin geraten und nicht mehr davon los gekommen - diese langjährigen Konsumenten seien älter geworden und ließen heutzutage das Durchschnittsalter der Drogenkonsumenten steigen. „Damals gab es eine Heroinepidemie, weil die Droge in Mode war“, sagt Götz. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass heutzutage Ältere ohne Drogenerfahrung vermehrt zu Rauschgiften griffen.

Der Experte befürchtet zudem erhöhte Behandlungskosten. Die Behandlung von Älteren sei teuer, weil sie besondere Therapien benötigten. „Ein 40-jähriger chronischer Heroinabhängiger braucht eine Behandlung wie ein 60-Jähriger, weil sein Körper so schnell gealtert ist“, erklärt der Behördenchef. Viele hätten eine lange Drogenkarriere mit Entzug und Gefängnis hinter sich. Oft seien sie mit HIV oder Hepatitis infiziert und alkoholabhängig. „Da reicht es nicht, eine Ersatzsubstanz zu geben“, so Götz. „Da ist die Geriatrie gefragt.“ Die Entzugskliniken in Europa seien meist auf Jugendliche eingerichtet - das Angebot gehe an den Älteren vorbei.

2009 wurden in Europa so viele neue Drogen beschlagnahmt wie nie zuvor. „Die Dealer wollen Geld verdienen, deshalb ist so viel Innovation auf dem Markt“, erklärt Götz. An erster Stelle des europaweiten Drogenkonsums steht aber nach wie vor Cannabis, mit dem sich jährlich etwa 23 Millionen Menschen berauschen. Der Konsum sei aber rückläufig. Rund 14 Millionen Europäer nehmen Kokain, zwei Millionen Amphetamine.

Die EU-Drogenbeobachtungsstelle mit Sitz in Lissabon liefert den EU-Staaten Daten und Statistiken über die Entwicklung der Drogensucht. Die Prävention und Bekämpfung der Drogenprobleme liegen dagegen in den Händen der Mitgliedsstaaten.