Synthetische Drogen wie Crystal Meth und Ecstasy werden in Deutschland immer mehr genutzt. Das geht aus Zahlen hervor, die die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) und der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, heute in Berlin vorgestellt haben. Demnach gibt es in diesem Bereich die höchsten Zuwachsraten.
So wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 77 Kilogramm Crystal Meth sichergestellt, so viel wie nie zuvor. 2005, als die Droge in Deutschland noch weitgehend unbekannt war, fielen den Drogenfahndern gerade einmal sechs Kilogramm in die Hände. Die Zahl der erstmals auffällig gewordenen Konsumenten der stark süchtig machenden Modedroge stieg 2013 um 7 Prozent.
Der Markt für synthetische Substanzen stellt den Staat vor besondere Schwierigkeiten im Kampf gegen Rauschgift. Bei solchen Designerdrogen machen schon kleine Veränderungen an der molekularen Struktur aus einem verbotenen Stoff eine neue Substanz. Diese fällt dann oft nicht unter das gesetzliche Verbot.
Crystal Meth ist eine synthetische Droge in kristalliner Form, die meist geschnupft wird. Das Methamphetamin macht schnell abhängig, tötet Nervenzellen ab und kann Psychosen und Hirnschäden verursachen, warnen Experten. Viele Abhängige leiden unter Verfolgungswahn, Gedächtnisstörungen und Angstzuständen.
„Den zunehmenden Konsum von Crystal sehen wir mit Sorge, da mit der Einnahme dieser Substanz große gesundheitliche Risiken verbunden sind“, sagte Ziercke. Das Methamphetamin, das vorwiegend aus tschechischen Drogenlaboren kommt, führe bei den Konsumenten zu erheblichen körperlichen und psychischen Schäden. Auch die Partydroge Ecstasy habe nach jahrelangem Rückgang wieder Konjunktur, sagte Ziercke. Hier stieg die Zahl der Erstkonsumenten um 18 Prozent. Rückläufige Zahlen gab es hingegen bei Heroin und Kokain.
Die Zahl der Drogentoten stieg jedoch erstmals seit 2009 wieder an. Im vergangenen Jahr starben 1002 Menschen an den direkten oder indirekten Folgen von Rauschgift – wenn auch nicht durch Crystal Meth, sondern meist wegen Heroin und anderen Opiaten. Im Vergleich zu 2012 bedeutet das ein Plus von 6 Prozent. Mortler betonte aber, gegenüber dem Jahr 2000 habe sich die Zahl der Drogentoten halbiert.
Trotzdem sprachen Kritiker von einer verfehlten Drogenpolitik. Harald Terpe (Bündnis 90/Die Grünen) beklagte, ein Großteil der Todesfälle wäre vermeidbar – etwa durch Drogenkonsumräume, die es aber nur in sechs von 16 Bundesländern gebe. In den Räumen gibt es medizinische Betreuung und Beratungsangebote zu Schutz- und Therapiemöglichkeiten. Sterile Spritzen und Konsumutensilien verhindern HIV- und Hepatitisinfektionen. Durch solche Einrichtungen werde der Konsum von Heroin in ein hygienisches Umfeld verlagert, sagte Winfried Holz von der Deutschen Aids-Hilfe.
Mortler widersprach und verwies auf das Beispiel Hamburg. Die Hansestadt ist eines der Bundesländer, in denen es spezielle Drogenkonsumräume gibt. Dort stieg die Zahl der Drogentoten binnen eines Jahres von 49 auf 62. Die meisten Drogentoten gab es jedoch in Bayern.
Auf hohem Niveau bleibt der Cannabis-Konsum in Deutschland. „Haschisch und Marihuana machen fast 60 Prozent aller Rauschgift-Handelsdelikte aus“, sagte Ziercke. Im vergangenen Jahr seien mehr als 145.000 Fälle registriert worden. Das sei der höchste Stand seit fünf Jahren.
Forderungen nach einer Legalisierung wies Mortler mit Hinweis auf gesundheitsschädliche Wirkungen des Cannabis-Konsums zurück. „Legalisieren bedeutet für mich Verharmlosung“, sagte die Drogenbeauftragte. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) bezeichnete eine Freigabe als falsches Signal. Der stellvertretende GdP-Vorsitzende Arnold Plickert nannte es sinnlos, neben dem Alkohol „die Tür für eine weitere gefährliche und oft verharmloste Droge zu öffnen“.
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