Drogenkonsum

Pseudoephedrin: DHS warnt vor Crystal Meth dpa, 03.04.2013 11:05 Uhr

Berlin - 

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) hat heute ihr Jahrbuch Sucht 2013 vorgestellt. Einen Schwerpunkt haben die Experten auf Crystal Meth gelegt, die kristalline Form von Methamphetamin. In hoher Dosierung und bei regelmäßiger Einnahme könne die Droge „sehr zerstörerische Folgen“ haben: Aggressivität und Gewalttätigkeit, Verfolgungswahn oder Suizid. Bislang gebe es allerdings keine aussagekräftigen Studien über die Verbreitung von Crystal Meth, kritisiert die DHS.

Crystal Meth wird laut DHS vor allem in Tschechien produziert und ist besonders in grenznahen Bundesländern ein Problem. Mehr als die Hälfte der in Deutschland sichergestellten Menge wurde in Sachsen beschlagnahmt, ein Fünftel in Bayern. Methamphetamin werde in vielen europäischen Ländern hergestellt, teilt die DHS mit. Die Ausgangsstoffe, darunter Pseudoephedrin, kommen in vielen handelsüblichen Arzneimitteln vor.

Repräsentative Studien zur Verbreitung der Droge in Deutschland gibt es nicht. Allerdings sei die von der Polizei sichergestellte Menge im vergangenen Jahr um knapp 50 Prozent gestiegen, bei den erstauffälligen Drogenkonsumenten gebe es ein Plus von 160 Prozent, so die DHS. Insgesamt sei Crystal Meth aber ein lokales Problem und nicht flächendeckend verbreitet.

Neben Studien zu Crystal Meth fordert die DHS eine aufklärende und zielgruppenspezifische Kommunikation zu der Droge. Außerdem fordert der Dachverband der in der Suchtkrankenhilfe und -prävention tätigen Organisationen eine bessere finanzielle Basis für das deutsche Suchthilfesystem.

Die Zuschüsse für die bundesweit 1300 Beratungsstellen würden von den Kommunen derzeit als „freiwillige Leistungen“ verstanden, kritisiert die DHS. Die Leistungen seien also variabel und jederzeit widerrufbar. Die Suchthilfeverbände gingen daher als Arbeitgeber hohe Risiken ein. Der Dachverband bemängelt weiterhin, dass die Vernetzung der Hilfesysteme im Sozialrecht nicht vorgesehen sei. Dadurch entstünden an den Übergängen zwischen den Leistungsbereichen für die Betroffenen unüberbrückbare Brüche.

Einen weiteren Fokus setzt die DHS auf den Alkoholkonsum in Deutschland: Dieser werde unterschätzt und verharmlost. Die Deutschen trinken demnach im Schnitt 9,6 Liter Reinalkohol pro Jahr. Das entspreche 107,2 Litern Bier, 20,2 Litern Wein, 4,1 Litern Schaumwein und 5,4 Litern Spirituosen – insgesamt die Menge einer haushaltsüblichen Badewanne. An den Folgen des Alkoholkonsums allein oder in Kombination mit Rauchen sterben nach Angaben der DHS in Deutschland jährlich 74.000 Menschen.