Kristall, Ruppe, Ice oder auch einfach nur C – all diese Begriffe stehen für die illegale Droge Crystal Meth. Die Substanz mindert Gefühle wie Angst, Hunger und Schmerz. Sie kann euphorisch machen und steigert die subjektive Leistungsbereitschaft. Doch die Folgen des Konsums von kristallinem Metamphetamin können verheerend sein: Lässt die Wirkung nach, stellen sich Antriebsarmut und Gereiztheit ein. Und bei regelmäßigem Gebrauch verändert sich die Persönlichkeit der Konsumenten, erklärt Suchttherapeut Roland Härtel-Petri aus Bayreuth.
„Die erste Crystal-Welle betraf in erster Linie die Technoparty-Szene“, sagt der Experte. „Seit etwa 2009 erleben wir jedoch eine zweite Welle und sehen nun viele Leute, die den Konsum mitmachen, um den eigenen Leistungsansprüchen und einem Erlebnishunger nachzukommen. Das sind ganz andere Milieus.“
In Medien würden oft Bilder von Crystal-Süchtigen aus den USA gezeigt, die seit Jahren abhängig seien und durch das dort fehlende Sozialsystem entsprechend schlecht aussähen. „Da erkennen sich viele bereits abhängige Konsumenten aus Deutschland nicht wieder“, sagt Härtel-Petri. Sie nähmen dies als Ausrede, keine Hilfe aufzusuchen, weil sie sich als noch nicht so weit „runtergekommen“ erlebten.
Konsistenz und Aussehen des Methamphetamins erinnern an Eiskristalle oder kleine Glassplitter. In dieser oder in feiner, pulvriger Form wird es auf dem Drogenmarkt angeboten. Die Kristalle haben eine milchig-weiße Färbung, können aber rosa oder blau eingefärbt sein.
„Crystal wird in der Regel durch die Nase geschnupft, geraucht
oder inhaliert“, erläutert Gabriele Bartsch, Gesundheitswissenschaftlerin von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) in Hamm. „Es kann aber auch mit Spritzen injiziert werden, was die Gefahr von Infektionen mit sich bringt, wie wir sie bei Heroinsüchtigen kennen.“
Bislang ist die Droge vor allem in den an Tschechien grenzenden Bundesländern Bayern und Sachsen bekannt. Mehr als 75 Kilogramm Crystal Meth wurden im Jahr 2012 in Deutschland beschlagnahmt, im Jahr davor waren es 40 Kilogramm. Das geht aus aktuellen Daten der Bundesdrogenbeauftragten hervor. Auch die Zahl der „erstauffälligen Konsumenten“ stieg von 1693 im Jahr 2011 auf 2556 im vergangenen Jahr an.
Eine Studie des Bundesgesundheitsministeriums zum Missbrauch von Amphetaminen soll unter anderem Klarheit darüber bringen, wer die Droge wo und aus welchem Grund verwendet.
Die Substanz Methamphetamin ist nicht neu. Laut Härtel-Petri war sie in Deutschland bis 1988 als Medikament erhältlich und fiel unter die Bestimmungen des Betäubungsmittelgesetzes. Im Zweiten Weltkrieg erhielten Soldaten sie als Tabletten in kleinen Dosierungen von drei Milligramm. Das heutzutage als Droge erhältliche kristalline Metamphetamin werde aber beispielsweise bereits von Erstkonsumenten in 30-fach höherer Dosierung durch die Nase eingenommen. Laut Härtel-Petri ist der Stoff zu unterschiedlichen Preisen von 20 Euro bis 150 Euro pro Gramm erhältlich.
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